14.11.2024
Hauptversammlung der dbb frauen - Neue Chancen durch New Work
Auf ihrer Tagung in Wiesbaden tauschten sich die dbb frauen mit Vertreterinnen und Vertretern der hessischen Landesregierung aus.
07.11.2024
Neuwahlen nach Ampel-Aus - Gleichstellung darf nicht unter die Räder kommen
Mit dem Bruch der Ampel-Koalition läuft de facto der Wahlkampf für Neuwahlen an. dbb frauen Chefin Milanie Kreutz erklärt, worauf es jetzt ankommt:
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/gleichstellung-darf-nicht-unter-die-raeder-kommen.html
05.11.2024
Zweiter Gleichstellungstag der Bundesstiftung Gleichstellung - Wandel in allen Bereichen nötig
Das Motto der Veranstaltung, auf der auch die dbb frauen mit einem Stand vertreten waren, lautete „zusammen:wirken - Wandel wird mit Gleichstellung gemacht“
21.10.2024
70 Jahre BMFSFJ - Ein Leuchtturm für Frauenrechte
Vom Familienministerium zum Gesellschaftsministerium: In seiner langen Geschichte hat das Ministerium viele Meilensteine erreicht. Das braucht es für die Zukunft:
„Die dbb frauen gratulieren dem BMFSFJ zum 70. Geburtstag!“, sagte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung am 21. Oktober 2024 in Berlin. Die dbb frauen Chefin war in der Vorwoche bei der Jubiläumsfeier des BMFSFJ zu Gast gewesen. „Über sieben Dekaden ist das Ministerium von einem Familienministerium hin zu einem Gesellschaftsministerium gewachsen.“ Ursprünglich wurde das Ministerium 1953 mit dem Titel „Bundesministerium für Familienfragen“ gegründet. 1986 wurden erstmals Frauen im Titel genannt, als sich das Ministerium nach der Fusion in „Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit“ umbenannte. „Das BMFSFJ ist seit jeher ein Sinnbild für die politische Mitgestaltung von Frauen,“ hob Kreutz hervor. Bis auf drei Ausnahmen hatte das Ministerium in seiner 70-jährigen Geschichte stets eine Frau an der Spitze. Heute ist das BMFSFJ der absolute Spitzenreiter, wenn es um den Frauenanteil in Führungsebenen geht.
Die Entwicklung zum Gesellschaftsministerium bedeutet auch, dass über die Jahrzehnte immer mehr Aufgaben und Verantwortungsbereiche hinzugekommen sind. Kreutz weiter: „Viele engagierte Frauen und Männer haben diese Verantwortung auf sich genommen und mit viel Elan dafür gesorgt, Deutschland für alle Bevölkerungsgruppen lebenswerter zu machen. Sie haben die Gleichstellung vorangebracht, sich für ein modernes Rollenbild und die freie berufliche, private und finanzielle Entfaltung der Frau eingesetzt. Das Ministerium ist zu einem Leuchtturm für Frauenrechte geworden.“ Eine der größten Aufgaben in der Vergangenheit sei die Wiedervereinigung gewesen. Die Folgen der ehemaligen Teilung sehen wir bis heute an den teils sehr unterschiedlichen (Erwerbs-)Biografien zwischen Frauen aus der ehemaligen DDR und der BRD.
Demokratie sichern und erhalten
„Auch heute steht das Ministerium vor zahlreichen Herausforderungen. Der größte Knackpunkt ist es, in diesen Zeiten die Demokratie zu sichern und zu erhalten“, betonte die dbb frauen Chefin. Denn von vielen Seiten versuchen extremistische Kräfte, das Fundament unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu sprengen. „Politische Stabilität, gesellschaftlicher Zusammenhalt und die Widerstandsfähigkeit unserer Demokratie sind keine Selbstverständlichkeiten, für sie gilt es fortlaufend einzustehen. Im BMFSFJ ist hierfür Abteilung 1 „Demokratie und Engagement“ zuständig, die sich mit verschiedenen Programmen für Demokratieförderung und Extremismusprävention einsetzt. „Der öffentliche Dienst ist Garant für rechtsstaatliche Verhältnisse, trägt zu gleichwertigen Lebens-, Arbeits-, Rechts- und Wirtschaftsbedingungen bei und ist somit für gesellschaftlichen Zusammenhalt unerlässlich. Für die Zukunft brauchen wir den Schulterschluss mit der Politik, um die Demokratie zu verteidigen“, forderte Kreutz. „Denn die Verteidigung der Demokratie ist unmittelbar mit der Verteidigung von Frauenrechten verbunden.“
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/ein-leuchtturm-fuer-frauenrechte.html
10.10.2024
Parität in Parlamenten - Kreutz: „Keine Frage des Wollens, sondern des Müssens!“
Gleichberechtigung gibt es nur, wenn Frauen zu gleichen Teilen in Parlamenten vertreten sind. Ein Manifest soll Veränderungen vorantreiben.
Um mehr Gleichberechtigung möglichst schnell voranzubringen, unterstützt die dbb bundesfrauenvertretung die Kampagne #ParitätJetzt.
18.10.2024
Digitalisierung - Zwischen Flexibilität und Führung: New Work als Gleichstellungstreiber
New Work ist ein revolutionäres Konzept, das die Arbeitswelt neu definiert. dbb frauen Chefin Kreutz im Austausch mit den Frauen in der CDU über die Bedeutung der neuen Arbeitsmodelle für Frauen.
28.08.2024
Investitionsprogramm Ganztagsausbau - Die Drei-Milliarden-Euro-Chance für die Kinderbetreuung
Das Familienministerium investiert Milliarden in den Ganztagsausbau. Ein großer Schritt nach vorn, finden die dbb frauen. Wenn das Geld auch genutzt wird.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/die-drei-milliarden-euro-chance-fuer-die-kinderbetreuung.html
01.07.2024
Homeoffice - Fachkräfte und Gleichstellung sichern, Chancen nicht verspielen
Mobiles Arbeiten war 2023 ähnlich beliebt wie im Jahr davor. Das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die vielen Vorteile des Homeoffice müssen erhalten bleiben.
„Als öffentlicher Dienst müssen wir Arbeitsplätze nicht nur finanziell wertschätzend, sondern auch flexibel und familienfreundlich gestalten“, machte Milanie Kreutz, stellv. dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung am 1. Juli 2024 deutlich. „Wir müssen mobile Arbeit und flexible Arbeitszeitmodelle langfristig in unsere Personalgewinnungsstrategien integrieren. Nur so können wir dem Fachkräftemangel effektiv etwas entgegensetzen und ein attraktiver Arbeitgeber bleiben.“ Für viele Bewerberinnen und Bewerber sei Homeoffice ein entscheidendes Kriterium bei der Jobwahl. In Zeiten des Fachkräftemangels dürfen Arbeitgebende diesen Faktor nicht ausblenden. „Daher ist es bedenklich, dass einige Unternehmen und Dienststellen wieder vermehrt Präsenzzeiten fordern. Hier ist Vorsicht geboten, denn die Flexibilität, die das Homeoffice bietet, sollte nicht leichtfertig aufgegeben werden.“
Hintergrund:
28.06.2024
Europa - Neue internationale Standards für Gleichstellung
In der Realität wie im virtuellen Raum ist der Weg zur Gleichstellung noch weit. Die Herausforderungen sind vielfältig. Um diese zu lösen, braucht es sinnvolle Rahmenbedingungen.
„Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem sich Frauen bestärkt fühlen, zu führen und Neues zu wagen und damit historische Schranken einzureißen“, machte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, in ihrem Vortrag auf den CESI Summer Days am 27. Juni 2024 in Brüssel deutlich. Dazu gehören kulturelle und gesellschaftliche Normen, Zugang zu Bildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, Repräsentation, Sichtbarkeit und politische Unterstützung. Kreutz weiter: „Als Gewerkschaften ist es unsere Pflicht, sicherzustellen, dass Regierungen und Arbeitgeber den Gender Digital Divide schließen, die Diskriminierungsfreiheit von KI-Algorithmen und Datenschutz gewährlisten und bei allen Prozessen transparent bleiben. Verantwortlichkeit muss klar benannt sein, um Nutzerinnen und Nutzer zu schützen und Vertrauen in digitale Systeme aufzubauen.“ Um dies zu erreichen, brauche es einen konzertierten Einsatz, um Cybermobbing, Hassrede und andere Formen der Gewalt im Cyberspace einzuschränken. „Wir müssen robuste Maßnahmen und Systeme entwickeln, um Opfer zu schützen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärte Kreutz. Der öffentliche Dienst – von der Gesetzgebung über soziale Dienste, Gesundheitsversorgung und Sicherheit – sei essentiell, um diese Systeme bereitzustellen.
Dissonanz in der EU
Zum Thema Gender Mainstreaming sagte die dbb frauen Chefin: „Wir müssen alle Aspekte der Gesetzgebung aus der Perspektive der Gleichstellung betrachten, um sicherzugehen, dass Frauen nicht abgehängt werden. Ein Ansatz hierfür ist natürlich, Frauen die entsprechende Repräsentation in leitenden Positionen in der Politik und am Arbeitsplatz zu geben.“ Als Beispiel für solch eine Strategie nannte Kreutz die EU-Richtlinie „Women on Boards“ aus dem Jahr 2023, die eine geschlechtergerechte Verteilung von Führungsrollen in Unternehmen erreichen will. Die dbb frauen Chefin hinterfragte allerdings, warum sich die EU auf Unternehmen beschränken sollte. „Der Ausschluss des öffentlichen Dienstes von dieser Richtlinie schafft ungleiche Standards für Gleichstellung und führt zu einem Flickenteppich von Lösungsansätzen. Es ist ein bisschen wie wenn ich bei der einen Hälfte eines Orchesters eine Symphonie dirigiere, während die andere Hälfte Jazz improvisiert. Wir müssen alle Erwerbsbereiche in Einklang bringen, wenn wir in den höchsten Tönen über Gleichstellung sprechen wollen.“
Gleichstellung stärkt die Wirtschaft und ist schlicht ein Menschenrecht
Von einer gleichberechtigten Gesellschaft profitieren alle, erklärte Kreutz: „Laut Weltbank könnte das BIP in vielen Ländern bis zu 20 Prozent steigen, wenn der Anteil an erwerbstätigen Frauen so hoch wäre, wie bei Männern. Zahlen des IWF zeigen, dass eine Schließung der Lücke bei der Erwerbstätigkeit, die Zahl der Arbeitskräfte in Europa um sechs Prozent ansteigen ließe.“ In Zeiten von Wirtschaftskrisen und Arbeitskräftemangel seien diese Zahlen alles andere als trivial. „Indem wir die Rechte von Frauen fördern und ihr Potenzial einbinden, vergrößern wir die Chance, in einer besseren und nachhaltigeren Welt zu leben. Denn Frauen zu fördern, bringt Mehrwert für die gesamte Gemeinschaft“, betonte Kreutz. Ein höherer Frauenanteil bei den Arbeitskräften führe zu höheren Einkommen in Haushalten, besseren Bildungsabschlüssen für Kinder und insgesamt mehr Gesundheit und Wohlbefinden für Familien. „Aber abgesehen von Zahlen und wirtschaftlichen Indikatoren", hob Kreutz hervor, „geht es bei der Gleichstellung schlicht auch um die Rechte und Würde des Menschen.“
Hintergrund:
Die CESI ist die european confederation of independent trade unions, in der auch der dbb Mitglied ist. Auf den CESI Summer Days, die am 27. Und 28. Juni 2024 unter dem Titel „New Technologies, AI & Gender Equality at Work“ in Brüssel stattfanden, tauschten sich Expertinnen und Experten mit dem Publikum über die aktuellen Herausforderungen der digitalen Welt für die Gleichstellung aus.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/neue-internationale-standards-fuer-gleichstellung.html
14.06.2024
Neues EU-Gesetz - Wichtiger Grundstein zum Schutz von Frauen
Am 13. Juni 2024 ist das neue EU-Gesetz gegen Gewalt an Frauen in Kraft getreten. Die dbb frauen sehen darin einen entscheidenden Schritt nach vorn, der Weg ist aber noch weit.
Milanie Kreutz, stellv. dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung begrüßte die neue Richtlinie. „Dies ist ein entscheidender Schritt vorwärts in unserem anhaltenden Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Sie adressiert ein breites Spektrum an Gewaltformen – von physischer und psychischer Gewalt bis hin zu wirtschaftlicher, sexueller und Cybergewalt – und stellt sicher, dass die Rechte der Opfer in allen Mitgliedstaaten der EU gestärkt werden.“ Die dbb frauen begrüßen zudem, dass die EU das Problem ganzheitlich denkt und sowohl an den Symptomen als auch an den Ursachen und den Folgen anpackt. Das neue Gesetz sorgt für bessere Gewaltprävention ein, bietet den Opfern mehr Schutz sowie besseren Zugang zur Justiz und erwirkt härtere Strafen für Täter. Kreutz weiter: „Mit der Einführung der neuen Maßnahmen legen wir einen wichtigen Grundstein, um Frauen und Mädchen überall – sei es zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der digitalen Welt – zu schützen.“ Gerade letzter Punkt sei in Zeiten von Deepfakes und KI unglaublich wichtig. „Frauen und Mädchen müssen sich auch im virtuellen Raum sicher fühlen können. Die EU zeigt mit diesem Gesetz, dass auch der Cyberspace kein rechtsfreier Raum ist.“
Kreutz kritisierte allerdings das Verhalten Deutschlands und anderer Länder bei der Erstellung des Gesetzes: „Es hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, dass Bundesjustizminister Marco Buschmann zusammen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Ungarns Premier Viktor Orbán Fortschritte bei der Festlegung einer auf Zustimmung basierenden Definition von Vergewaltigung blockiert hat. Aber das Vorhaben deshalb weiter auf die lange Bank zu schieben, war eben auch keine Option.“ Denn erst diese Woche hat das BKA Zahlen veröffentlicht, nach denen häusliche Gewalt – deren Opfer mit großer Mehrheit Frauen sind – um 6,5 Prozent gestiegen ist. „Es ist allerhöchste Zeit die Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beseitigen“, betonte Kreutz. Eine weitere Verzögerung sei auch deshalb nicht hinnehmbar, weil einige EU-Länder auch zehn Jahre nach ihrem Inkrafttreten die Istanbul-Konvention nicht ratifizieren wollen. „Umso bedeutender ist es, dass die EU nun einen klaren rechtlichen Rahmen setzt und Frauen in der EU schützt. Damit gilt für den Schutz von Frauen in der EU nun ein einheitlicher Rechtsrahmen.“
Für die dbb frauen ist der Beschluss des neuen Gesetzes aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, erklärte Kreutz. „Wir müssen unser Augenmerk nun auf die Versäumnisse der Gesetzgebung richten und unser Engagement kontinuierlich fortsetzen. Denn obwohl Deutschland die Istanbul-Konvention unterzeichnet hat, hinken wir bei der Umsetzung seit Jahren hinterher. So bieten beispielsweise unsere Frauenhäuser, die einen elementaren Bestandteil des Schutzes vor Gewalt bilden, gerade mal ein Drittel der erforderlichen Kapazitäten.“ Es liege noch viel Arbeit vor auf dem Weg, aber das neue Gesetz gebe wichtigen Rückenwind.
Weiterführende Informationen:
Der Einfluss neuer Technologien wie KI auf die Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz wird das zentrale Thema der diesjährigen CESI Summer Days sein. Die CESI ist die european confederation of independent trade unions, in der auch der dbb Mitglied ist. dbb frauen Chefin Kreutz wird auf der Veranstaltung ein Grußwort über die internationalen Standards für Geschlechtergleichheit halten. Mit dem unten stehenden Link können Sie sich für die Veranstaltung anmelden.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/wichtiger-grundstein-zum-schutz-von-frauen.html
23.05.2024
75 Jahre Grundgesetz - Damals wie heute: Wir brauchen mutige Kämpferinnen für die Gleichberechtigung
Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verabschiedet. Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen und die nächsten Schritte für die Gleichberechtigung von Frauen zu diskutieren.
„75 Jahre Grundgesetz: Das ist ein Meilenstein für Frauenrechte und die Demokratie im Allgemeinen“, betonte Milanie Kreutz, stellvertretende dbb bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung am 23. Mai 2024. „In Artikel 3 Absatz 2 ist die Gleichberechtigung von Frauen und Männern festgeschrieben. Dazu brauchte es mutige Kämpferinnen, die sich in dem von Männern dominierten parlamentarischen Rat durchsetzten: Elisabeth Selbert, Helene Weber, Friederike Nadig und Helene Wessel – Die ‚Mütter des Grundgesetzes‘ spielten eine zentrale Rolle bei der Verankerung der Gleichberechtigung im Grundgesetz.“
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ - Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes in seiner Fassung von 1949
In den 75 Jahren seit Einführung des Grundgesetzes gab es viele Errungenschaften und Fortschritte auf dem Feld der Gleichstellung. Denn obwohl die Gleichberechtigung von Frauen und Männern von Beginn an im Grundgesetz festgeschrieben war, wurde sie erst Jahrzehnte danach Stück für Stück umgesetzt: „Frauen dürfen erst seit 1958 ohne die Zustimmung ihres Ehemanns ein Konto eröffnen, eigenes Geld besitzen und arbeiten gehen“, erklärte Kreutz „Den gesetzlichen Mutterschutz für berufstätige Frauen gibt es erst seit 1968. Heute sehen wir diese Errungenschaften als selbstverständlich an, aber wir müssen stets wachsam bleiben: Das Rad der Zeit lässt sich nämlich leichter zurückdrehen als uns lieb ist.“ Rechte Bewegungen haben kein Interesse an Frauenrechten, Gleichstellung, Gleichberechtigung und Demokratie im Allgemeinen, machte Kreutz deutlich. „Im Gegenteil, in ihren Wahlprogrammen und ihrer Rhetorik finden sich Punkte, diese mühsam erkämpften Rechte wieder zunichtezumachen. Die Verteidigung der Demokratie ist unmittelbar mit der Verteidigung von Frauenrechten verbunden.“
„Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ - Erweiterung von Artikel 3 Absatz 2 von 1994
In diesem Jahr feiert auch die Ergänzung des Gleichberechtigungsartikels einen runden Geburtstag. Kreutz weiter: „Unser Grundgesetz garantiert Gleichberechtigung, doch echte Gleichstellung ist darin nur als Fördermaßnahme skizziert. Unser Ziel muss es sein, diese Förderung zur Selbstverständlichkeit zu machen. Denn Gender Pay Gap, Gender Care Gap, Gender Pension Gap und Gewalt gegen Frauen sind immer noch weitläufig verbreitete Probleme, die Frauen das Leben erschweren und große Hürden auf dem Weg zur tatsächlichen Gleichberechtigung darstellen.” Auch Frauen in Führungspositionen seien deutlich unterrepräsentiert, das gelte für den öffentlichen Dienst wie für die Privatwirtschaft, im Ehrenamt und in der Politik. Die dbb frauen und das BMFSFJ fördern daher die Entwicklung und Manifestierung von Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Dienst mit dem Modellprojekt ‚Führen in Teilzeit‘. „Wir müssen Frauen gezielt in allen Lebensbereichen fördern. Geschlechterstereotype müssen aktiv bekämpft werden. Die Gesellschaft muss Rollenklischees in Schulen und am Arbeitsplatz abbauen. Die Politik muss die Angebote zur Kinderbetreuung ausbauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern, damit sich Frauen nicht mehr zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen. Vor allem aber müssen wir Frauen besser vor Gewalt schützen“, forderte Kreutz.
„So wie Elisabeth Selbert und ihre Mitstreiterinnen damals brauchen wir auch heute couragierte und engagierte Frauen, die sich für Demokratie und Gleichstellung einsetzen“, hob die dbb frauen Chefin hervor. Frauenrechte und Gleichstellung seien keine Selbstläufer. „Die Mütter des Grundgesetzes mussten sich durchsetzen und auch heute stehen der Erhalt und Ausbau der Gleichstellung unter zunehmendem Beschuss von autokratischen und rückwärtsgewandten Kräften.” Kreutz appelliert: „Werden Sie in Gewerkschaften, Politik oder in anderen Organisationen aktiv, um die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben. Der Kampf ist noch lange nicht vorbei. Gemeinsam können wir eine Gesellschaft schaffen, in der Frauen und Männer nicht nur auf dem Papier, sondern wirklich gleichberechtigt sind!“
16.04.2024
18. Frauenpolitische Fachtagung - dbb frauen: „Sorgearbeit ist eine unschätzbare Leistung für unsere Gesellschaft“
Die dbb bundesfrauenvertretung forderte auf ihrer Fachtagung, dass Sorgearbeit nicht länger für finanzielle Unsicherheit steht. Der Handlungsbedarf ist enorm und die Zeit drängt.
„Wir sind hier, um Sorgearbeit sichtbar zu machen, angemessen zu würdigen und gerecht zu verteilen“, betonte Milanie Kreutz, stellv. dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung zum Auftakt der Tagung am 16. April 2024 in Berlin. „Sorgearbeit betrifft uns alle und ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, die in allen Bereichen unserer Gesellschaft Anerkennung finden muss.“ Die Gewerkschaften müssen weiterhin auf politische Reformen drängen, die Frauen in allen Lebensphasen unterstützen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern. Kreutz appellierte an die Politik: „Um echte Fortschritte zu erzielen, müssen wir die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Sorgearbeit nicht länger für finanzielle Unsicherheit und Altersarmut steht, sondern als das anerkannt wird, was sie wirklich ist: eine unschätzbare Leistung für unsere Gesellschaft.“ Beispielsweise sei es an der Zeit, Fürsorgeverantwortung als ein Merkmal im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz aufzunehmen.
Kreutz: Wir stehen an einem Wendepunkt
Denn: Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Landes hängt maßgeblich von der gleichberechtigten Teilhabe aller Geschlechter ab. Laut Gender Gap Report 2023 hinkt Deutschland im internationalen Vergleich bei der Gleichstellung von Frauen in der Wirtschaft ziemlich hinterher, insbesondere was die Teilzeitquote und den Anteil von Frauen in Führungspositionen betrifft. „Diese Situation erfordert nicht nur eine Neubewertung der Arbeitsmarktstrategien und eine stärkere Förderung von Gleichstellung am Arbeitsplatz, sondern auch ein kulturelles Umdenken in Bezug auf Geschlechterrollen und die Verteilung von Sorgearbeit“, erklärte Kreutz. „Wir stehen heute an einem Wendepunkt. Ohne sofortiges Handeln verwandelt sich die Sorgearbeitskrise in eine gesamtgesellschaftliche Krise. Die finanzielle Benachteiligung ‚typischer‘ Frauenberufe muss ein Ende haben. Gleichzeitig muss die Gesellschaft Geschlechterstereotype aufbrechen und eine Geschlechtergleichheit in der Sorgearbeit herstellen. Nur so können wir den Gender Pay Gap und den Gender Care Gap schließen.“ Es sei Zeit, zu handeln, machte Kreutz deutlich. „Wir müssen Altersarmut wirksam bekämpfen und die Grundlagen für eine gerechtere Zukunft legen. Wir haben die Fakten, wir kennen die Herausforderungen, und jetzt ist es an uns, Lösungen zu finden und umzusetzen.“
Silberbach: Armutsrisiko für pflegende Angehörige eindämmen
„Die Pflege von Angehörigen darf nicht zu Altersarmut führen. Wir brauchen dringend die steuerfinanzierte Entgeltersatzleistung“, forderte dbb Bundesvorsitzender Ulrich Silberbach auf der Veranstaltung. Der dbb habe dem Familienministerium bereits ein Konzept für Familienpflegezeit und -geld vorgelegt. Ein solcher Ausgleich stehe auch im Koalitionsvertrag. „Leider hat sich die Bundesregierung in dieser Sache noch nicht bewegt“, kritisierte Silberbach. Für viele pflegende Angehörige sei es sehr schwierig, die Pflege mit Beruf und Familie zu vereinbaren. Silberbach weiter: „Insbesondere Frauen laufen in Gefahr, ihr Einkommen und ihren Job zu verlieren. Hier muss die Politik mit ausgleichenden Maßnahmen ansetzen.“ Die Pflege von Angehörigen erfordere viel Zeit und Energie und sei im deutschen Gesundheitssystem unerlässlich. „Wir haben in der stationären Versorgung schon lange das Versorgungslimit erreicht“, erklärte Silberbach. „Ohne pflegende Angehörige würde das System kollabieren.“
Lauterbach: Regierungsentwurf noch vor der Sommerpause
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach: „Von den rund 5,2 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden ca. 4,4 Millionen zu Hause versorgt, meistens von Angehörigen – und das sind in der überwiegenden Zahl Frauen. Sie betreuen ihre Nächsten oft rund um die Uhr, häufig neben dem Beruf. Das verdient deutlich mehr Respekt und gesellschaftliche Anerkennung als heute üblich und braucht aber auch mehr Unterstützung. Daher sorgen wir zunächst dafür, dass pflegende Angehörige die Leistungen zur Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege als einen gemeinsamen Jahresbetrag künftig flexibel einsetzen können. Wir haben das Pflegegeld deutlich angehoben und die Leistungen für die Inanspruchnahme von ambulanten Pflegediensten wurden zum 1. Januar 2024 um 5 Prozent erhöht. Und tritt in der Familie ein plötzlicher Pflegefall auf oder benötigt akut Unterstützung, können sich Angehörige bis zu zehn Arbeitstage pro Jahr freistellen lassen. Das sorgt für Sicherheit und mehr Zeit für die Pflege der Nächsten. Trotzdem werden wir die Bedingungen für die Pflege weiter verbessern müssen. Dazu werden wir noch vor der Sommerpause einen Regierungsentwurf haben.“
Deligöz: Einsatz für eine faire Verteilung lohnt sich für alle
Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium: „Ohne Care-Arbeit könnte unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Doch die ungleiche Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit ist ein großes gleichstellungspolitisches Problem. Häufig kümmern sich Frauen um Kinder, Angehörige und den Haushalt, dafür treten sie beruflich kürzer - mit weitreichenden Folgen, wie geringeres Gehalt, weniger berufliche Chancen, eine prekäre Alterssicherung und hohen Armutsrisiken. Wir wollen es Frauen ermöglichen, ein Erwerbseinkommen zu erzielen, das heute und für das Alter ausreicht. Daran arbeiten wir bereits, z.B. mit Investitionen in Kita-Qualität und Ganztagsbetreuung oder mit Maßnahmen, die die Partnerschaftlichkeit von Anfang an stärken, wie die geplante Familienstartzeit. Wir prüfen weiterhin Verbesserungen bei der Familienpflegezeit, die es pflegenden Angehörigen - vor allem Frauen - erleichtern soll, Beruf und Pflege zu vereinbaren. Es lohnt sich für alle, sich für eine faire Verteilung von Care-Arbeit zwischen Frauen und Männern einzusetzen."
Schoß: Finanzielle Fehlanreize beseitigen
Annemarie Schoß, Referentin für Familienpolitik beim Sozialverband VdK, umriss in ihrem Impulsvortrag die sichtbaren Folgen unsichtbarer Arbeit. Ein Großteil der unsichtbaren Arbeit, einer „gesellschaftlich grundwichtigen Arbeit“, leisteten Familien zu Hause. Dabei nehme die Sorgearbeit mit rund 20 Stunden pro Woche den Umfang eines zusätzlichen Teilzeitjobs an. Der damit verbundene Gender Care Gap sei eklatant, denn Frauen leisteten rund 44 Prozent mehr „unsichtbare“ Sorgearbeit als Männer. Das sei auf kaum veränderte Geschlechterrollen in der grundsätzlichen Aufgabenverteilung zurückzuführen, und gesetzliche Regelungen wie Ehegattensplitting, die Behandlung von Minijobs und Details des Krankenversicherungssystems verstärkten die gesetzten Fehlanreize zusätzlich. Anreize für eine gerechtere Verteilung von Sorgearbeit könnten zum Beispiel in Form von Arbeitszeitflexibilisierung, einem verbesserten Pflegeangebot und einer Reform des Ehegattensplittings gesetzt werden. Zudem müsse der Mindestlohn angehoben und Lohnersatzleistungen im Zusammenhang mit Care-Arbeit verbessert werden, um späteren Versorgungslücken entgegenzuwirken.
Hoff: Sorgearbeit in Tarifverträge einbeziehen
Die Auswirkungen demografischer Faktoren auf die Pflegesituation verdeutlichte Dr. Andreas Hoff, Professor für Soziale Gerontologie an der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Hochschule Zittau/Görlitz. „Pflege ist zu einem großen Teil Pflege durch Angehörige, denn 84 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut. Demografiegetrieben wird die Pflegebedürftigkeit insgesamt bis ins Jahr 2025 sehr dynamisch steigen“, so der Wissenschaftler. Im Zuge dieser Entwicklung werde auch die Bedeutung der ambulanten Pflege steigen, während die stationäre Pflege stagniere oder sogar zurückgehe. Außerdem werde sich der Anteil pflegender Angehöriger, die erwerbstätig sind, erhöhen. Um gesundheitlichen Folgen und finanziellen Nachteilen entgegenzuwirken schlug Hoff ein Maßnahmenpaket vor, das sich an den Ergebnissen des zweiten Berichts des unabhängigen Beirates für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf orientiert: Die Einführung einer Entgeltersatzleistung (analog zum Elterngeld) für bis zu 36 Monate sowie eine nach praktischen Kriterien gestaffelte Erhöhung der Freistellung auf maximal 36 Monate. Darüber hinaus sollten die Regelungen der zehntägigen Arbeitsverhinderung für Pflegende inklusive Pflegeunterstützungsgeld auf zehn Arbeitstage pro Jahr erweitert und das Pflegezeitgesetz sowie das Familienpflegezeitgesetz zusammengeführt werden. Der Gerontologe plädierte dafür, Unternehmen und öffentliche Arbeitgeber stärker in die Pflicht zu nehmen. Dazu müsse die bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf auch Gegenstand von Tarifverhandlungen werden.
„Ich hasse Hausarbeit“, bekannte Ella Carina Werner, Autorin, Satirikerin und TITANIC-Mitherausgeberin, freimütig und beschrieb den ständigen Konkurrenzkampf von Kindern, Arbeit und Haushalt. Ihr Lösungsvorschlag besteht in der Vision eines „idealen Putzmannes“, etwa eines Controllers oder Top-Rechtsanwaltes, den seine Haupttätigkeit einfach nicht auslaste.
Meier-Gräwe: Zeitenwende, die sich nicht auf Rüstungsaufgaben beschränkt
In ihrem Impulsvortrag über „Die ökonomischen Folgen von ungleich verteilter Care-Arbeit“ skizzierte Uta Meier-Gräwe, Autorin und ehemalige Lehrstuhlinhaberin für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaften an der Universität Gießen, wie sich im Rahmen der Herausbildung der Industriegesellschaft außerhäusliche Erwerbsarbeit und unbezahlte, häusliche Erziehungs- und Hausarbeit voneinander getrennt hätten. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass Care-Arbeit ein Fundament der Gesamtgesellschaft sei. Die damalige Sachverständige für den 1. und 2. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung forderte eine „Um-Care“: „Wir müssen ein Modell für die faire Verteilung von Care-Arbeit finden!“ So müsse professionelle Care-Arbeit besser bezahlt werden und das in einigen Regionen noch immer zu zahlenden Schulgeld müsse zugunsten einer Ausbildungsvergütung abgeschafft werden. „Diese Berufe müssen so tarifiert und vergütet werden, dass sie auch für den interessant werden, der sonst bei VW arbeiten würde.“ Um 2030 werde bis zu ein Drittel aller Beschäftigten im Bereich Care-Arbeit arbeiten. „Sorgearbeit ist eine zentrale wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufgabe. Wir brauchen eine Zeitenwende, die sich nicht auf Rüstungsaufgaben beschränkt“, mahnte Meier-Gräwe.
In drei parallel stattfindenden Diskussionsrunden hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit den Referentinnen und Referenten zu den entsprechenden Themen auszutauschen.
Eine positive Veränderung ist möglich
In der Diskussionsrunde zum „Thema Sorgearbeit und Pflege im Fokus: Gendergerechte Lösungsansätze in der Politik und Arbeitswelt“ diskutierten dbb frauen Chefin Milanie Kreutz, Katrin Lange (Bereichsleitung Europa & Nachhaltigkeit, Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.), und Stephanie Peterson (Vorständin Ressort Customer Management AXA AG) mit dem Publikum. Die Beteiligten fragten sich, warum die tradierten Rollenbilder weiterbestehen. Es brauche zur Lösung eine Neuorganisation von Erwerbs- und Sorgearbeit, wofür auch im Kapitalismus noch Spielraum bestehe (siehe Ostdeutschland oder Skandinavien). Eine positive Veränderung sei also möglich. Die neuen Werte müssen nicht gelehrt, sondern vorgelebt werden, möglichst bereits in den Kitas. Besonders wichtig sei es jetzt, Verbündete gerade in der Wirtschaft und Industrie zu finden. Die bezahlte Carearbeit monetär aufzuwerten, setze auch ein Zeichen für die unbezahlte Carearbeit. Auch Steuerfragen wie beispielsweise das Ehegattensplitting oder Freibeträge für Kinder müssen geklärt werden. Bei alldem sei ein Differenzierter Blick auf die komplexe Sachlage wichtig. Auch marginalisierte Frauen müssen im Blick bleiben. Viel zu oft seien sie die „Lückenbüßer" für Privilegierte - das darf nicht sein. Wichtig sei zudem der Solidargedanke. Milanie Kreutz betonte: „Ich möchte nicht Karriere machen auf dem Rücken von Erzieher*innen, die dann schlecht bezahlt werden und nicht gleichberechtigt leben dürfen.“
Mehr und bessere Kommunikation nötig
Zum Thema „Pflege und Sorgearbeit in Zeiten des Demografischen Wandels“ erarbeiteten Prof. Dr. Hoff und Daniela Romeis vom LBB gemeinsam mit den Teilnehmenden Lösungen. In den Diskussionen wurde schnell deutlich, dass sich viele Probleme durch bessere Kommunikation lösen lassen: Man müsse der Gesellschaft klarmachen, dass ausnahmslos alle von Sorgearbeit betroffen sind. Dafür müssen die Botschaften aber auch die gesamte Breite der Gesellschaft erreichen. Da bei der Pflege die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern aber auch zwischen den Generationen extrem unausgeglichen seien, brauche es mehr Verständnis füreinander und mehr Austausch zwischeneinader. Romeis, die selbst seit vielen Jahren in der stationären Pflege arbeitet, kritisierte die mangelhafte Nachsorgearbeit. Pflegebedürftige wollen lieber zuhause versorgt werden, die Angehörigen seien mit plötzlichem Pflegebedarf aber häufig überfordert. Hier sei ein besseres Informationsangebot für Angehörige nötig. Das Gesundheitssystem verlasse sich zu sehr auf Angehörige. Dies sei besonders dann problematisch, wenn keine Angehörigen vorhanden sind. Auf der Arbeit müssen pflegende Angehörige deutlich mit dem Arbeitgeber über Pflegezeit kommunizieren, der Arbeitgeber selbst muss aber auch kommunikativ und transparent sein. Für die Zukunft muss die Vereinbarkeit von Pflege und Arbeit Teil der Tarifverhandlungen werden.
Gewerkschaften müssen Druck machen
Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe und Dr. Bettina Rainer (Bündnis Sorgearbeit fair teilen) sprachen mit den Teilnehmenden über die ökonomischen Folgen von ungleich verteilter Care-Arbeit. Am wichtigsten sei, Sorgeberufe ernsthaft anzugehen und Geld zu investieren. Hier Druck zu machen sei die vorrangige Aufgabe von Gewerkschaften. Auch die Reform der Wirtschaftslehre an Universitäten sei notwendig. Bestes Beispiel hierfür: Der Begriff „unterbrechungsbedingter Humankapitalverlust" steht für den Ausstieg aus dem Beruf nach der Geburt eines Kindes. In der Realität steht er aber auch für eine niedrigere Einstufung und berufliche Stagnation nach der Rückkehr. Eine der zentralen Fragen war, wie man mehr Männer als Mitstreiter gewinnen kann. Die Antworten waren, dass man Männer von Anfang an adressieren müsse, Medien müssten Geschlechterstereotype aufbrechen und strukturelle Reformen seien notwendig. Denn Männer können durch Sorgearbeit persönlich viel gewinnen und wollen das auch, befürchten aber negative Auswirkungen auf die Karriere. Die Aufteilung von Sorgearbeit werde in Partnerschaften oft nicht besprochen, das müsse sich ändern. Es gelte, Care-Arbeit zur gesellschaftlichen Arbeit zu machen, denn nicht die Frau habe das individuelle Problem bei der Familienplanung, es ist ein gesellschaftliches Problem. Die Vorhaben im Koalitionsvertrag wie z.B. Zuschüsse für haushaltsnahe Dienstleistungen müssen noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden. Dies sei längst überfällig und wäre ein gutes Signal.
Hintergrund:
Die Fachtagung stand unter dem Motto „Familie, Sorgearbeit, Altersarmut - die CAREseite der Medaille“. Die Expertinnen, Experten und Entscheidungsträgerinnen und –träger beleuchteten die Auswirkungen von Sorgearbeit auf die Erwerbstätigkeit von Frauen und die Bedeutung von Care-Arbeit in unserer Volkswirtschaft und Gesellschaft heraus.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/dbb-frauen-sorgearbeit-ist-eine-unschaetzbare-leistung-fuer-unsere-gesellschaft.html
08.03.2024
Internationaler Frauentag - Jeden Tag für die Rechte und Würde aller Frauen kämpfen
Vielerorts ist Gleichstellung noch nicht erreicht – wie im Fall der Altersarmut, teils mit gravierenden Folgen. Gleichzeitig sägen rechte Kräfte an der Gleichstellungspolitik.
„Der Weltfrauentag dient uns nicht nur als Moment der Besinnung, sondern stellt ein kraftvolles Symbol für unseren gemeinsamen Einsatz für Gleichheit und Gerechtigkeit weltweit dar. Heute feiern wir nicht nur Errungenschaften, sondern erneuern auch unsere Verpflichtung, jeden Tag für die Rechte und die Würde jeder Frau und jedes Mädchens zu kämpfen. Frauenrechte sind ein zentraler Bestandteil der Demokratie und somit ist die Stärkung von Frauenrechten immer auch eine Stärkung der Demokratie. Es ist daher unsere Pflicht, als Bollwerk der Demokratie und Gleichheit klare Kante gegen Rechtsextremismus, Sexismus und Diskriminierung zu zeigen“, unterstreicht Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung und stellvertretende dbb Bundesvorsitzende, am 8. März 2024 auf der Sitzung der UN-Frauenrechtskommission in New York. Die Kommission befasst sich in diesem Jahr mit der Beschleunigung der Gleichstellung der Geschlechter und Teilhabe aller Frauen und Mädchen durch Armutsbekämpfung sowie durch die geschlechtergerechte Stärkung von Institutionen und Finanzpolitik.
Kreutz weiter: „Unsere Strategie für die Zukunft muss sowohl die Symptome als auch die Ursachen von Diskriminierung angehen. Wir müssen daher den Fortschritt der Geschlechtergleichstellung beschleunigen und gleichzeitig sozioökonomische Chancengleichheit fördern. Denn Rechtsextremismus nährt sich oft aus sozialen Ungleichheiten und verfestigten Vorurteilen. Mehr wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Teilhabe von Frauen bedeuten nicht nur ein nachhaltiges Wachstum unserer Volkswirtschaft, sondern sind auch ein strategischer Schritt, um extremistischen Ideologien den Nährboden zu entziehen. Durch die Stärkung unserer Institutionen und die Ausrichtung unserer Finanzpolitik auf Geschlechtergerechtigkeit schaffen wir eine Gesellschaft, die weniger anfällig für die Spaltung durch extremistische Kräfte ist und in der jede Frau und jedes Mädchen die Chance hat, frei von Armut und Diskriminierung zu leben.“
Barrieren niederreißen
In Deutschland sind Frauen in allen Altersgruppen stärker armutsgefährdet als Männer. „Armut ist mehr als nur das Fehlen finanzieller Mittel. Sie ist eine Barriere, die Frauen von der vollen Entfaltung ihres Potenzials abhält. Diese Barriere muss niedergerissen werden – auch in Deutschland. Hierzulande stellt vor allem Altersarmut ein großes Problem für Frauen dar“, erklärt Kreutz. So waren 2021 ein Fünftel der Frauen über 65 armutsgefährdet, soweit sie ausschließlich von ihrer Rente leben. „Altersarmut ist das stille Echo einer Gesellschaft, die vergessen hat, die Brücken zu stärken, die ihren Ältesten ein würdevolles Leben im Alter ermöglichen. Und es sind überwiegend Frauen, die im Alter nicht über die Runden kommen.“ Die Wurzeln dieser geschlechtsspezifischen Rentenungleichheit verankern sich tief in den Arbeitsbiografien von Frauen, die oft ab dem 30. Lebensjahr, wenn nicht gar früher, aufgrund familiärer Pflichten in schlechter bezahlte Jobs oder Teilzeitarbeit gedrängt werden. Diese systembedingte Diskrepanz manifestiert sich dann in niedrigeren Rentenansprüchen. „Es ist höchste Zeit, dass politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger diese Missstände an der Wurzel packen“, macht Kreutz deutlich. „Die Förderung der beruflichen Teilhabe von Frauen, ihre Präsenz in Leitungspositionen und die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf – für alle Geschlechter – ist essenziell. Nur durch eine gerechte Aufteilung von Care-Arbeit können wir dieses strukturelle Problem grundlegend angehen.“
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/jeden-tag-fuer-die-rechte-und-wuerde-aller-frauen-kaempfen.html
07.03.2024
Gleichstellungsindex 2023 - Tempo für Gleichstellung erhöhen
Die dbb frauen begrüßen die jüngsten Fortschritte bei der Besetzung von Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden, sehen aber noch Nachholbedarf.
Zum Stichtag 30. Juni 2023 waren 43 Prozent der Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden mit Frauen besetzt. Das bedeutet einen Anstieg um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. "Diese Entwicklung ist ein Schritt in die richtige Richtung, zeigt aber auch, dass wir das Tempo erhöhen müssen, um unser Ziel der gleichberechtigten Teilhabe bis Ende 2025 zu erreichen", kommentiert Michaela Neersen, stellvertretende Vorsitzende der dbb frauen, die Veröffentlichung des Gleichstellungsindex 2023 am 7. März 2024. „Die Ampelkoalition will in diesem Jahrzehnt die Gleichstellung erreichen. Langsam nähern wir uns dem Mittelpunkt dieser Dekade, die Gleichstellung in den Bundesbehörden hinkt aber noch weit hinterher.“
Obwohl der Frauenanteil an Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden und im nachgeordneten Bereich positive Entwicklungen zeige, mahnt die stellvertretende Vorsitzende, dass die Gesamtzahl der in Teilzeit arbeitenden Führungskräfte weiterhin ausbaufähig sei. „Es ist essentiell, dass wir Strukturen schaffen, die es allen ermöglichen, Führungsverantwortung zu übernehmen, unabhängig vom Umfang der Arbeitszeit. Teilzeit darf kein Karrierekiller sein." Die dbb frauen haben hierzu gemeinsam mit dem BMFSFJ das Modellprojekt „Führen in Teilzeit“ ins Leben gerufen. Das Projekt adressiert die zentrale Herausforderung bei der Förderung von Frauen in Führungspositionen, nämlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Führen in Teilzeit ermöglicht sowohl Frauen als auch Männern in besonderen Lebensphasen, wie zum Beispiel in der ‚Rush Hour‘ des Lebens rund um die Zeit der Familienplanung, flexibel zu bleiben, und sowohl die beruflichen als auch die familiären Verpflichtungen erfüllen zu können. Das ist ein wesentlicher Baustein zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt.“
Darüber hinaus setzen sich die dbb frauen weiterhin für eine zügige Umsetzung der Maßnahmen ein, um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der gesamten Bundesverwaltung zu gewährleisten. „Gemischte Teams sind die besten Teams. Ein hoher Frauenanteil in der Führung motiviert andere Frauen, sich mehr zuzutrauen und selbst Führung zu übernehmen. Ein geringer Frauenanteil wirkt dagegen als Hemmnis.“ Es gelte, die verschiedenen Barrieren für Frauen in Führungspositionen abzubauen. Dazu gehören die ungleiche Verteilung der Care-Arbeit, veraltete Rollen- und Aufgabenvorstellungen am Arbeitsplatz und eine unflexible Aufteilung der Arbeitszeit. „Unser Ziel ist klar“, betont Neersen, „Eine Bundesverwaltung, die dem gesamten öffentlichen Dienst mit gutem Beispiel vorangeht und zeigt, dass Fürsorgeverantwortung keine Rolle beim beruflichen Fortkommen spielt."
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/tempo-fuer-gleichstellung-erhoehen.html
06.03.2024
Equal Pay Day - dbb frauen: Mehr Frauensolidarität
Im Schnitt verdienen Frauen immer noch weniger als Männer. Ein Unding – mehr Initiative von Politik und Gesellschaft, diese Ungleichheit zu beseitigen, ist zwingend notwendig.
„Es ist höchste Zeit für Equal Pay – und zwar auch im öffentlichen Dienst!“, betonte Milanie Kreutz, stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung anlässlich des Equal Pay Day am 6. März. „Der Fokus muss auf der Schaffung von Rahmenbedingungen liegen, die Führung, Aufstieg und Beurteilungen neu definieren, während Care-Arbeit gerecht verteilt wird.“ Am Tag davor hatten die dbb frauen bereits in einem digitalen Live-Gespräch mit Astrid Siemes-Knoblich, der ehemaligen Bürgermeisterin der Stadt Müllheim und erfolgreicher Equal Pay Klägerin, wichtige Impulse zu Equal Pay und Frauensolidarität im öffentlichen Dienst gesetzt. Dabei wurde deutlich, wie entscheidend die Förderung von Frauen und die Schließung des Gender Pay Gaps sind.
Die Corona-Pandemie habe allen die gravierenden Unterschiede zwischen den ‚typischen‘ Frauenberufen, beispielsweise in der Pflege oder Erziehung, und den Männerberufen bewusstgemacht: „Gerade im Care-Bereich werden die Beschäftigten per se schlechter bezahlt als in den ‚Männerberufen‘“, erklärte Kreutz. Als Schlüsselfähigkeiten für die Männerberufe werden oft „Selbständigkeit“ und „Verantwortung“ angegeben. „Dabei tragen doch diejenigen, die in der Care-Branche arbeiten und für die frühesten, entscheidenden und verletzlichsten Phasen eines Menschen zuständig sind, eine riesige Verantwortung. Auf diese Diskrepanz wollen wir am heutigen Equal Pay Day aufmerksam machen und fordern mehr Maßnahmen seitens der Politik und mehr Courage von der Gesellschaft, den Gender Pay Gap zu schließen.“
Weiterhin große Hürden für Frauen in Führungspositionen
Für Frauen sei es immer noch schwierig, in Führungsetagen vorzudringen, die überwiegend von Männern besetzt werden. Dadurch ergebe sich ein Teufelskreis: „Ein geringer Frauenanteil ist für viele Frauen ein großes Hemmnis, sich zu bewerben, wodurch auch der Frauenanteil nicht wächst. Wir müssen diesen Teufelskreis in eine selbsterfüllende Prophezeiung umkehren: Ein hoher Frauenanteil motiviert mehr Frauen, sich in die Führungsebene zu begeben. Wir glauben auch, dass Führen in Teilzeit oder Führen im Tandem dazu führt, dass mehr Frauen sich in Führungspositionen begeben.“ Die dbb frauen haben gemeinsam mit dem BMFSFJ das Projekt „Führen in Teilzeit“ gestartet. „Leider sind insbesondere bei den älteren Generationen Geschlechterstereotype immer noch stark verankert“, beklagte Kreutz. Dies schlage sich bei den Frauen dann in den für sie vorgesehenen Tätigkeiten und insbesondere in der Bezahlung nieder. „Wir erleben häufig, dass Frauen von ihren männlichen Kollegen nicht für voll genommen werden, oder, dass Frauen zwar in Führungspositionen kommen, aber sich dort nicht lange halten – oder gehalten werden.“ Hier brauche es ein dringendes Umdenken in der Gesellschaft, um mit den antiquierten und schädlichen Rollenklischees zu brechen.
Die dbb frauen haben in ihrer Arbeit zu Equal Pay festgestellt, dass Bezeichnungen wie „zielstrebig“ oder „durchsetzungsstark“ eher männlichen Teamkolleginnen zugesprochen wurden, während „kommunikativ“ und teambewusst“ eher weiblich konnotiert wurde. „Schon in der Bewertung von Stellen oder Personen liegt eine Ungleichheit vor“, erklärte Kreutz, „‚zielstrebig‘ oder ‚durchsetzungsstark‘ bedeuten übersetzt mehr Belastbarkeit und Flexibilität. Wenn ich aber in Teilzeit arbeite und an die Öffnungszeiten des Kindergartens gebunden bin, dann bin ich nicht flexibel.“ Die dbb frauen versuchen, diejenigen, die für Stellenvergaben zuständig sind, für solche Fallstricke zu sensibilisieren. „Das ist einer der Gründe, warum wir uns für gemischte Führungsteams stark machen. So hat man unterschiedliche Perspektiven bei der Beurteilung. Wir würden uns auch wünschen, dass bei der Beurteilung gleichstellungsrelevante Aspekte im Team berücksichtigt werden. Das sind für uns wichtige strukturelle Rahmenbedingungen.“
„Wir dürfen die Kompetenzen der Frauen nicht verlieren“, machte Kreutz klar. Frauen sollen nicht in die Situation kommen, dass sie sich die Verantwortung und Selbstständigkeit für eine Stelle nicht zutrauen. „Der öffentliche Dienst steht natürlich mit beiden Beinen auf der Verfassung und dem Grundgesetz. Doch in der Ausübung geht es nicht immer so gerecht zu, was es Frauen oft schwermacht. Gleichzeitig haben wir es derzeit mit einer extremen Gefahr von rechts zu tun. Daher ist es an der Zeit, dieses Paket festzuzurren und mehr Frauensolidarität zu zeigen.“
Hintergrund:
Das statistische Bundesamt hat am 18. Januar 2024 die aktuellen Zahlen zum Gender Pay Gap in Deutschland vorgelegt. Der unbereinigte Gender Pay Gap ist seit Beginn der Messung im Jahr 2006 von 23 Prozent auf 18 Prozent gesunken, wo er seit 2020 unverändert verharrt. Der bereinigte Gender Pay Gap, welcher Unterschiede in Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien berücksichtigt, beträgt 6 Prozent.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/dbb-frauen-mehr-frauensolidaritaet-1.html
01.03.2024
Gemeinsam gegen Rechtsextremismus - Resolution der dbb frauen: Demokratie stärken und Frauenrechte verteidigen
Die dbb frauen haben auf ihrer Hauptversammlung in Bonn einstimmig eine Resolution gegen Rechtsextremismus verabschiedet.
„Wir appellieren an alle, sich klar gegen Rechtsextremismus zu positionieren und ihn in all seinen Formen und Handlungen zu bekämpfen“, stellte Milanie Kreutz, stellvertretende dbb Bundesvorsitzende und Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung auf der Hauptversammlung der dbb frauen am 1. März 2024 klar. Die dbb frauen hatten auf ihrer zweitägigen Tagung in Bonn eine Resolution gegen die Bedrohung durch Rechtsextremismus und für die Stärkung von Frauenrechten verabschiedet. „Die dbb frauen verurteilen jegliche Formen von Rechtsextremismus, Frauen- und Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus sowie jede Ideologie, die Frauenrechte und die Gleichberechtigung der Geschlechter in Frage stellen oder Geschlechterstereotype fördern. Diese Ideologien stehen im Widerspruch zu den Grundwerten unserer demokratischen Gesellschaft“, schreibt die bundesfrauenvertretung in ihrer Resolution.
Kreutz weiter: „Wir wollen eine Gesellschaft, in der Solidarität und Demokratie im Vordergrund stehen. Rechte Bewegungen haben kein Interesse an diesen Werten, an Frauenrechten, Gleichstellung, Gleichberechtigung und Demokratie im Allgemeinen. Im Gegenteil, in ihren Wahlprogrammen und ihrer Rhetorik finden sich Punkte, diese mühsam erkämpften Rechte wieder zunichtezumachen. Sie stehen grundsätzlich im Widerspruch zu unseren freiheitlich-demokratischen Werten.“ Die Verteidigung der Demokratie sei unmittelbar mit der Verteidigung von Frauenrechten verbunden.
„Nie wieder ist jetzt. Warten bedeutet weitere Prozentpunkte für die AfD und ihre politisch Gleichgesinnten in den deutschen und europäischen Parlamenten“, erklärte Kreutz. Mit der Europawahl, drei Landtagswahlen und zahlreichen Kommunalwahlen im Blick dürfe niemand riskieren, dass dieses Jahr die Entscheidungsmacht an Autokraten geht. Kreutz betonte: „Das ist unsere Aufgabe als Beschäftigte im öffentlichen Dienst, die Aufgabe der Zivilgesellschaft, die Aufgabe der Politikerinnen und Politiker. Es ist die Aufgabe aller.“
Mehr zum Thema: https://www.dbb-frauen.de/fileadmin/user_upload/dbb_frauen/images/2024/240301_Resolution_gegen_Rechtsextremismus.pdf
29.02.2024
Equal Care Day - Pflege, Beruf und Familie wieder ins Gleichgewicht bringen
Vor allem Frauen reduzieren für die Pflege von Angehörigen ihre Erwerbstätigkeit, was das Risiko für Altersarmut erhöht. Doch das ist nur die Spitze des Care-Gap-Eisbergs.
Hintergrund:
02.02.2024
Tag der Frauenherzgesundheit - dbb frauen fordern bessere Gesundheitsprävention
Weltweit sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen die häufigste Todesursache. Anlässlich des Tages der Frauenherzgesundheit rücken die dbb frauen das Thema in den Fokus.
18.01.2024
Gender Pay Gap - Gleichstellung am Arbeitsmarkt: Arbeitgebende müssen dringend handeln
Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass Frauen im Jahr 2023 in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent weniger verdienten als Männer. Diese Lücke gehört geschlossen.
Michaela Neersen, stellvertretende Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung kritisiert den anhaltenden Lohnunterschied: „Trotz des Fortschritts in vielen Bereichen der Gleichstellung bleibt der unbereinigte Gender Pay Gap unverändert. Politik und Arbeitgebende müssen jetzt dringend handeln, wenn wir echte Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt erreichen wollen. Das erfordert konkrete Maßnahmen, um Berufe, in denen vorwiegend Frauen tätig sind, aufzuwerten und Frauen den Zugang zu höher bezahlten Positionen zu erleichtern.“ Ein wesentlicher Teil der Verdienstlücke sei darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten und häufiger in Teilzeit oder geringfügiger beschäftigt seien, erklärt Neersen. „Die dbb frauen setzen sich schon lange für mehr Frauen in Führungspositionen ein. Der öffentliche Dienst soll dabei ein Vorbild für die Privatwirtschaft sein.“ Erst einen Tag zuvor hatte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Zahlen veröffentlicht, wonach die Vorstände der 200 umsatzstärksten Unternehmen nur zu rund 18 Prozent von Frauen besetzt waren.
Im öffentlichen Dienst wie in der Privatwirtschaft spielten Tarifverträge eine wichtige Rolle bei der Förderung von Gerechtigkeit und Transparenz in der Bezahlung, macht Neersen deutlich. „Doch auch sie stoßen an ihre Grenzen, wenn es um die tieferliegende Frage der Gleichwertigkeit von Arbeit geht. Sie standardisieren zwar Gehälter und Arbeitsbedingungen, können aber die historisch gewachsenen Wertvorstellungen über 'Frauenberufe' und 'Männerberufe' nicht alleine überwinden. Es bedarf eines umfassenden kulturellen Wandels, um die tief sitzenden Vorurteile und Strukturen, die zu Ungleichheiten führen, zu beseitigen.“ Die dbb frauen betonen die Notwendigkeit, Berufe im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen aufzuwerten, um eine echte Gleichwertigkeit der Arbeit von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst zu erreichen. Neersen betont: „Eine Erzieherin, die tagtäglich die Verantwortung für die soziale und kognitive Entwicklung sowie das Wohlergehen von Kindern übernimmt, verdient oft weniger als viele andere Berufe im öffentlichen Dienst mit geringerer sozialer Verantwortung. Diese Diskrepanz in der Bezahlung zeigt, dass es noch viel zu tun gibt, um die monetäre Anerkennung dieser essenziellen Berufe an ihre gesellschaftliche Bedeutung anzupassen.“
Deutlicher Unterschied zwischen Ost und West
In Ostdeutschland ist der Gender Pay Gap mit 7 Prozent deutlich geringer als in Westdeutschland (19 Prozent). „Frauen haben in Ostdeutschland seit Jahrzehnten eine stärkere Präsenz in der Arbeitswelt als in Westdeutschland“, erklärt Neersen. „Ostdeutsche Frauen arbeiten deutlich seltener in Teilzeit: nur etwa 33 Prozent gegenüber rund 48 Prozent in Westdeutschland. Die geringere Lohnlücke in Ostdeutschland verdeutlicht, dass gleichberechtigte Arbeitsmarktintegration der wesentliche Faktor für die Verringerung der Einkommensunterschiede ist“, betont Neersen. Destatis hatte zwei Tage zuvor Zahlen zu den Geschlechterunterschieden bei Voll- und Teilzeit veröffentlicht. Demnach gaben 29 Prozent der in Teilzeit arbeitenden Frauen die Betreuung von Angehörigen als Grund für die Reduzierung der Arbeitszeit an. „Es ist unabdingbar, dass wir in unserer modernen Arbeitswelt die Türen für gleiche Karrierechancen sowohl für Teilzeit- als auch Vollzeitbeschäftigte weit öffnen“, hatte sich Neersen am 16. Januar zu den Zahlen geäußert. „Dies erfordert einen Wandel weg von der Präsenzkultur hin zu einer ergebnisorientierten Kultur.“
Hintergrund
Das Statistische Bundesamt hat am 18. Januar 2024 die aktuellen Zahlen zum Gender Pay Gap in Deutschland vorgelegt. Der unbereinigte Gender Pay Gap ist seit Beginn der Messung im Jahr 2006 von 23 Prozent auf 18 Prozent gesunken, wo er seit 2020 unverändert verharrt. Der bereinigte Gender Pay Gap, welcher Unterschiede in Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien berücksichtigt, beträgt 6 Prozent.
16.01.2024
Teilzeitarbeit - Ergebnisse statt Präsenzkultur: dbb frauen für neue Ära der Leistungsbeurteilung
Rund 24 Prozent der Teilzeitbeschäftigten haben laut Destatis ihre Arbeitszeit reduziert, um Angehörige zu betreuen - Frauen mit 29 Prozent wesentlich öfter als Männer (7 Prozent).
„Es ist unabdingbar, dass wir in unserer modernen Arbeitswelt die Türen für gleiche Karrierechancen sowohl für Teilzeit- als auch Vollzeitbeschäftigte weit öffnen“, machte Michaela Neersen, stellvertretende Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 16. Januar 2024 deutlich. „Dies erfordert einen Wandel weg von der Präsenzkultur hin zu einer ergebnisorientierten Kultur. Besonders im öffentlichen Dienst sollten wir ein Vorbild sein und zeigen, dass beruflicher Fortschritt und Erfolg nicht nur von der Arbeitszeit, sondern maßgeblich von Engagement und Leistung abhängen.“ Die dbb frauen setzen sich für gleiche berufliche Entwicklungschancen für Teil- und Vollzeitbeschäftigte ein. „Wir müssen Rahmenbedingungen in den Dienststellen und Behörden fördern, die Frauen und Männern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, so beispielsweise digitale Arbeitsformen wie mobile Arbeit und flexible Arbeitszeitmodelle“, plädierte Neersen. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes spiegeln nicht nur eine gesellschaftliche Realität wider, „sondern auch eine herausfordernde Dynamik im Berufsleben, die wir anerkennen und unterstützen müssen“, so Neersen.
Dennoch bringe die Teilzeitarbeit finanzielle Schwierigkeiten im Alter mit sich, erklärte Neersen: „Frauen, die viel in Teilzeit arbeiten, haben einen geringeren Erwerbszeitraum und dadurch einen geringeren Rentenanspruch.“ Die Altersarmut unter Frauen, insbesondere Alleinerziehenden und geschiedenen Frauen, sei ein stilles, aber wachsendes Problem. „Leider ist diese Entwicklung eine direkte Folge von Teilzeitarbeit und Karrieren, die aufgrund von Lebensphasen und Angehörigenbetreuung unterbrochen wurden. Das dürfen wir nicht länger ignorieren." Zur Lösung dieses Problems seien auch die Männer gefragt: „Frauen leisten im Schnitt 1,5 Stunden mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer - das ist der sogenannte ‘Gender Care Gap’. Indem Männer mehr Verantwortung in der Betreuung übernehmen, können wir diesen Druck von den Schultern der Frauen nehmen. Das hätte nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitsverteilung, sondern auch langfristige positive Effekte auf die Altersvorsorge von Frauen”, erläuterte Neersen.
Führen in Teilzeit
Neersen weiter: „Führen in Teilzeit, sei es durch Jobsharing, Topsharing oder andere flexible Modelle, ist kein vages Zukunftsszenario mehr, sondern eine Notwendigkeit der Gegenwart. Wir müssen diese innovativen Arbeitsmodelle aktiv fördern, um zu zeigen, dass Verantwortung und Führungsrollen nicht an traditionelle Vollzeitstrukturen gebunden sind. Durch diese Flexibilität eröffnen wir nicht nur neue Karrierewege, sondern stärken auch die Diversität und Kreativität in Führungspositionen.“ Die dbb frauen haben gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Modellprojekt „Führen in Teilzeit“ gestartet. Jetzt seien die Arbeitgebenden am Zug. „Arbeitgebende müssen die traditionellen Beurteilungssysteme im öffentlichen Dienst überdenken. „Eine gerechte und faire Bewertung im Arbeitsumfeld kann nur durch ein geschlechtergerechtes Beurteilungssystem erreicht werden. Es ist höchste Zeit, dass wir die Leistungen von Frauen und Männern gleichermaßen würdigen, ohne durch traditionelle Arbeitszeitmodelle oder Rollenstereotype beeinträchtigt zu werden. Eine moderne und gerechte Beurteilung muss die Vielfalt der Erwerbsbiografien und die unterschiedlichen Formen beruflicher Leistung anerkennen.“
Hintergrund
Das Statistische Bundesamt hat am 16. Januar 2024 Zahlen zur Teilzeitarbeit in Deutschland veröffentlicht. Demnach arbeiteten im Jahr 2022 24 Prozent der Teilzeitbeschäftigten in reduziertem Umfang, um Kinder, Menschen mit Behinderungen oder pflegebedürftige Personen zu betreuen. Die Übernahme der Betreuung geschah in ca. zwei Drittel der Fälle auf eigenen Wunsch.
04.12.2023
Tag des Ehrenamts - Im Ehrenamt tickt die Uhr der Gleichstellung
23.11.2023
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen - „Eine Gesellschaft, die Frauen schützt, schützt die Grundfeste ihrer Menschlichkeit“
Schluss mit der Gewalt an Frauen – es braucht endlich eine umfassende Strategie, fordern die dbb frauen.
Jede dritte Frau in Deutschland ist von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen. Ein Viertel aller Frauen erlebt körperliche und/oder sexuelle Gewalt in der Partnerschaft. Zwei von drei Frauen haben schon sexuelle Belästigung erlebt. Obwohl die Istanbul-Konvention in Deutschland seit dem 1. Februar 2023 uneingeschränkt gilt, kritisieren Expertinnen, dass es immer noch erhebliche Lücken in der effektiven Umsetzung gibt. „Eine langfristige, umfassende Strategie gegen Gewalt an Frauen sowie eine nationale Koordinierungsstelle fehlen beispielsweise nach wie vor“, erklärt Kreutz. „Als öffentlicher Dienst müssen wir uns hier aktiv einbringen, denn wir sind es, die Gesetze und Richtlinien für den Schutz von Frauen umsetzen. Wir sind die erste institutionelle Anlaufstelle von Betroffenen und müssen als Vorbild agieren.
Prävention sei essenziell, um Gewalt am Arbeitsplatz entgegenzuwirken. Kreutz weiter: „Grundsätzlich sollten Beschäftigte darauf achten, Verhaltensänderungen oder Anzeichen von Gewalt bei ihren Teammitgliedern zu erkennen. Frühzeitige Interventionen können helfen, weitere Eskalationen zu verhindern und den Betroffenen Unterstützung anzubieten.“ Auch Führungskräfte seien bei dieser Aufgabe gefragt: „Führungskräfte können eine Kultur fördern, in der Mitarbeiterinnen sich sicher fühlen, über etwaige Probleme oder Bedenken im Zusammenhang mit Gewalt offen zu sprechen. Eine offene und vorurteilsfreie Kommunikation ist entscheidend, um Opfern den Raum zu geben, ihre Erfahrungen zu teilen.“
17.11.2023
Gleichstellung - Elterngeld: Gleichstellung ist nicht Verhandlungssache!
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/elterngeld-gleichstellung-ist-nicht-verhandlungssache.html
15.09.2023
Internationaler Tag der Demokratie - Starke Demokratie braucht starke Frauen
Hintergrund
14.09.2023
Väterreport - Gleichberechtigung beginnt in den eigenen vier Wänden
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/gleichberechtigung-beginnt-in-den-eigenen-vier-waenden.html
28.08.2023
Frauen im dbb - Das Magazin von Frauen für Frauen
Aktuelle Nachrichten aus der dbb Bundesfrauenvertretung finden Sie hier: https://www.dbb-frauen.de/frauen-im-dbb.html
13.07.2023
Ehegattensplitting - Gleichstellung gibt es nicht umsonst
Die dbb bundesfrauenvertretung kritisiert die Pläne der Regierung, die Einkommensobergrenze beim Elterngeld zu halbieren und fordert stattdessen eine Reform des Ehegattensplittings.
„Warum muss der Rotstift bei Verhandlungen über den Haushalt immer zum Nachteil der Frauen angesetzt werden?“, fragt Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung. „Wenn Gleichstellung das Ziel ist – und laut Artikel 3 unseres Grundgesetzes ist ihre tatsächliche Durchsetzung erklärtes staatliches Ziel – dann ist es unsere Pflicht, die Sparvorgaben des Bundesfinanzministeriums zielgerichtet und geschlechtergerecht umsetzen. Wir verstehen das Argument, dass die Bewältigung der erlebten Krisen Sparmaßnahmen erforderlich macht. Aber Gleichstellung gibt es nun Mal nicht umsonst. Deshalb ist beispielsweise die Reform des Ehegattensplittings ein zentrales Element.“
Splitting verstärk Ungleichheit
Die Splittingvorteile kosten den Staat jährlich circa 20 Milliarden Euro. Hiervon kommen nur 7,9 Prozent im Osten Deutschlands an, obwohl der Anteil des Ostens am Steueraufkommen 9,5 Prozent beträgt. Insofern wird hier prozentual mehr eingezahlt als der Anteil am Ehegattensplitting ausmacht – zum finanziellen Vorteil Westdeutschlands, wo nicht nur die Gehälter, sondern auch die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern im Durchschnitt größer sind.
Hintergrund:
04.07.2023
Sparhaushalt 2024 - Einschnitte im Elterngeld wären deutlicher Rückschritt
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/einschnitte-im-elterngeld-waeren-deutlicher-rueckschritt.html
26.04.2023
Chancengerechtigkeit - Projekt entwickelt Handlungsempfehlungen für Führungsmodelle in Teilzeit
20.04.2023
Diskussion um Finanzierung - Kreutz: Geld für „Familienstartzeit“ ist gut investiert
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/kreutz-geld-fuer-familienstartzeit-ist-gut-investiert.html
23.02.2023
Öffentlicher Dienst Bund und Kommunen - Warnung an Arbeitgebende: „Frauen am Limit heißt Staat am Limit“
17.02.2023
Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern - Bundesarbeitsgericht setzt „Meilenstein für mehr Einkommensgerechtigkeit“
30.01.2023
Gender Pay Gap - Neersen: „Die Verdienstlücke muss endlich geschlossen werden“
Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Das muss sich dringend ändern, fordern die dbb frauen.
„Die jüngsten Zahlen zeigen, dass deutlich größere Anstrengungen erforderlich sind, um die Ursachen für geschlechterbedingte Verdienstunterschiede zu beseitigen“, mahnte Michaela Neersen, stellvertretende Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 30. Januar 2023. „Jedes Jahr, in dem die Verdienstlücke nicht schrumpft, ist eine verpasste Chance, die Gleichstellung von Frauen und Männern voranzutreiben.“
Eine erhebliche Ursache für den Verdienstabstand sei, dass Frauen häufiger in Teilzeit und in Berufen arbeiteten, in denen schlechter bezahlt würde. Doch auch bei vergleichbaren Qualifikationen betrage die Differenz immer noch 7 Prozent – etwa, weil Frauen aufgrund von Schwangerschaft, Geburt oder der Pflege Angehöriger öfter als Männer ihre Erwerbstätigkeit unterbrächen und dadurch finanziell benachteiligt würden. „Frauen sollten sich nicht zwischen Familie und Karriere entscheiden müssen. Diese Denkweise wird uns gesamtgesellschaftlich viel mehr kosten als Arbeitgebende eventuell temporär davon profitieren“, kritisierte Neersen.
Arbeitgebende müssten einsehen, dass der Gender Pay Gap nicht nur Frauen betreffe: „Die Verdienstlücke zu beseitigen, ist nicht nur Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern eine der Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Den klaffenden Personallücken im öffentlichen Dienst und in Unternehmen können wir nur begegnen, wenn Frauen dieselben Chancen und Wertschätzung gegeben, typische Frauenberufe aufgewertet und Familie und Beruf besser vereint werden können“, betonte Neersen.
Hintergrund: Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen weisen einen unbereinigten Gender Pay Gap von 18 Prozent und einen bereinigten Gender Pay Gap von 7 Prozent auf. Der unbereinigte Gender Pay Gap steht dabei für den allgemeinen Verdienstunterschied, während der bereinigte Gender Pay Gap den Unterschied bei gleicher Qualifikation, Tätigkeit und Erwerbsbiografie angibt.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/neersen-die-verdienstluecke-muss-endlich-geschlossen-werden.html
05.09.2022
Gemischtes Echo auf neues Maßnahmen-Paket - Entlastungen: Für Frauen überwiegend nicht „maßgeschneidert“
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/entlastungen-fuer-frauen-ueberwiegend-nicht-massgeschneidert.html
01.06.2022
Gleichstellung im öffentlichen Dienst - Neue Maßstäbe für eine familienorientierte Arbeitskultur setzen
New Work braucht Rahmenbedingungen
Sorgearbeit fair verteilen
07.03.2022
Internationaler Frauentag - Jede und jeder für Gleichberechtigung
Hintergrund
Quelle: https://www.dbb.de/artikel/jede-und-jeder-fuer-gleichberechtigung.html
06.03.2022
Equal Pay Day 2022 - Digitale Tools gezielt für mehr Lohngerechtigkeit nutzen
01.03.2022
Equal Care Day: Familienpolitische Einzelmaßnahmen nicht länger schönreden
Mit klassischen familienpolitischen Maßnahmen wie der Weiterentwicklung des Elterngeldes oder der geplanten Einführung einer gesetzlichen Freistellung für Väter nach der Geburt eines Kindes analog zum Mutterschutz sei es längst nicht getan, kritisierte Kreutz „Es reicht nicht aus, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf je nach parteipolitischem Gusto mit populären Einzelmaßnahmen schönzufärben. Vielmehr müssen wir als Gesellschaft einen ganzheitlichen Ansatz einfordern, der auch zeitpolitische und gesundheitliche Aspekt einbezieht und so dazu beiträgt, Sorgearbeit innerhalb von Familien gleichmäßiger auf mehrere Schultern zu verteilen. Dazu müssen auch das Steuerrecht und arbeitszeitpolitische Vorgaben kritisch hinterfragt werden. Alle Regelungen, die auf das Konto des männlichen Alleinernährers einzahlen, gehören ausnahmslos auf den Prüfstand“, so Kreutz.
Wie groß ist Ihr Mental Load? Machen Sie den Test!
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/familienpolitische-einzelmassnahmen-nicht-laenger-schoenreden.html
18.02.2022
Tag der sozialen Gerechtigkeit: Generationen-Solidarität stärken – Altersarmut bekämpfen
Der Generationenvertrag muss neu aufgelegt werden, um soziale Gerechtigkeit zu garantieren. Das fordern dbb senioren, dbb frauen und dbb jugend.
dbb senioren: Pflegende Angehörige entlasten
dbb frauen: Familien- und Sozialpolitik priorisieren
dbb jugend: Betriebsrenten stärken
dbb jugend Chefin Karoline Herrmann wies in diesem Zusammenhang auf die zunehmenden Schwierigkeiten der nachkommenden Generationen hin, sich für das Alter gut abzusichern. „Die hohen Sozialleistungen, steigende Lebenshaltungskosten und anhaltend niedrige Zinsen machen es jungen Menschen so gut wie unmöglich, ein finanzielles Polster fürs Alter aufzubauen. Vielen bleibt da nur noch die Hoffnung aufs Erbe. Und das steht jedem Verständnis von sozialer Gerechtigkeit entgegen“, stellte Herrmann heraus. Neben einer Stärkung der gesetzlichen Rente und dem Erhalt der Beamtenversorgung müsse auch die private Vorsorge fürs Alter erleichtert werden. „Insbesondere die betriebliche Alterssicherung, die auch Menschen mit niedrigen Einkommen eine zusätzliche Absicherung fürs Alter ermöglicht, muss gestärkt werden“, so Herrmann.
Quelle: https://www.dbb-senioren.de/artikel/generationen-solidaritaet-staerken-altersarmut-bekaempfen.html
12.01.2022
Frauen in Führungspositionen - Gleichstellung verlangt mehr als eine „Quote“
dbb frauen Chefin Milanie Kreutz hat größere Anstrengungen gefordert, um mehr Frauen im öffentlichen Dienst in Führungspositionen zu bringen.
„Im öffentlichen Sektor sind mehr als die Hälfte aller Beschäftigten Frauen. Der Anteil an weiblichen Führungskräften liegt allerdings deutlich unter 50 Prozent. Das passt hinten und vorne nicht zusammen und widerspricht dem Gleichstellungsanspruch im öffentlichen Dienst“, machte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz am 12. Januar 2022 mit Blick auf aktuelle Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) deutlich. Danach ist im öffentlichen Dienst der Frauenanteil auf den beiden oberen Führungsebenen höher als in der Privatwirtschaft. Im Verhältnis zu ihrem Anteil an den Beschäftigten sind Frauen hier dennoch nicht besser vertreten als in der Privatwirtschaft.
Hoffnungsvoll blicken die dbb frauen auf das neue Führungspositionen-Gesetz, das erstmals auch Sanktionen bei Nichterreichung von Zielgrößen vorsieht. Noch sei es zu früh, um die langfristige Wirksamkeit der gesetzlichen Vorgaben vollumfänglich zu bewerten, so Kreutz. Vielmehr müsse der Fokus jetzt auf die Beseitigung von bekannten Karrierehindernissen gelegt und die Leistungsbewertung diskriminierungsfrei ausgestaltet werden. „Gleichstellung verlangt mehr als die Einführung von Quoten. Vor allem Frauen ergreifen Berufe im öffentlichen Dienst, weil sie hier einen sicheren und flexiblen Job vorfinden, der familienfreundliche Arbeitsbedingungen verspricht und zugleich sinnstiftend ist. Doch die Aufstiegsverfahren folgen einer anderen Logik: Befördert wird vorrangig, wer viel Zeit am Arbeitsplatz verbringt und über ausreichend Freizeit verfügt, um das eigene Karrierenetzwerk zu pflegen. Vor allem Müttern fehlt es jedoch genau an diesen wertvollen Zeitressourcen“, betonte die dbb frauen Chefin.
Eine effektive Frauenförderung in der modernen öffentlichen Verwaltung müsse genau hier ansetzen. Arbeitsleistung und Führungskompetenz sollten ausschlaggebend für eine Beförderung sein. Kreutz: „Die systematische Überprüfung der Leistungskriterien und deren geschlechtergerechte Neuauslegung muss bei der dienstlichen Beurteilung endlich in Angriff genommen werden. Nicht zuletzt auch deshalb, weil unsere Arbeitswelt sich aufgrund von Homeoffice und Digitalisierung stark verändert hat und dementsprechend auch andere Erwartungen an Führungskräfte stellt.“
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/gleichstellung-verlangt-mehr-als-eine-quote.html
03.12.2021
Internationaler Tag des Ehrenamtes - Mehr Frauen ins Ehrenamt: Mut zusprechen reicht nicht
Damit mehr Frauen ein politisches oder gewerkschaftliches Ehrenamt wahrnehmen können, müssen die Rahmenbedingungen an weibliche Lebensrealitäten angeglichen werden.
„Gleichstellung in der Politik ist noch längst nicht erreicht. Bürgermeisterinnen zum Beispiel muss man mit der Lupe suchen – nicht einmal jedes dritte Mandat in der Kommunalvertretung ist mit einer Frau besetzt. Im Bundestag sind mittlerweile zwar mehr weibliche Abgeordnete als in der letzten Legislaturperiode vertreten, aber immer noch etwas weniger als 35 Prozent. Das zeigt, dass wir noch mehr tun müssen, um Frauen den Weg ins politische Ehrenamt zu erleichtern. Schließlich beginnt ehrenamtliches Engagement weit vor dem Mandat“, erklärt dbb frauen Chefin Milanie Kreutz mit Blick auf den Internationalen Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember 2021.
Frauen Mut zuzusprechen, sich für verantwortungsvolle Ämter zu bewerben, reiche jedoch nicht aus, mahnte Kreutz. „Allem voran müssen Vorurteile gegenüber Frauen im Amt abgebaut werden. Fragen wie ‚Schaffst du das als Mutter‘ oder ‚Traust du dir das auch wirklich zu?‘ wollen Frauen in Politik und Gewerkschaft nicht mehr gestellt bekommen“, so die dbb frauen Vorsitzende.
Gefragt seien insbesondere die Amtstragenden selbst, kritisch zu prüfen, inwieweit sich Ansprache, Teilhabemöglichkeiten, Mitgliederwerbung, Wahlmodi, Nominierungsverfahren, Umgangsformen, Hierarchiedenken und Sitzungsverhalten geschlechterdiskriminierend innerhalb der eigenen Organisation auswirkten. Aber auch der Gesetzgeber habe noch Spielräume, um gerade Frauen den Schritt ins politische Ehrenamt zu erleichtern, betonte Kreutz: „Dazu zählt zum Beispiel die Ausweitung von gesetzlichen Freistellungsmöglichkeiten, rentenrechtliche Anerkennung oder steuerrechtliche Ausnahmeregelungen zur besseren Wertschätzung dieser wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben des Ehrenamtes. Nicht zu vergessen ist die Förderung einer familienfreundlichen Arbeitskultur, die das Verständnis der fairen Teilung von Sorgetätigkeiten voraussetzt. Frauen übernehmen weiterhin durchschnittlich 52 Prozent mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Da bleiben am Tag auch weniger Stunden fürs Ehrenamt übrig.“
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/mehr-frauen-ins-ehrenamt-mut-zusprechen-reicht-nicht.html
25.11.2021
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Frauen besser vor Gewalt schützen – auch im Internet
Die künftige Bundesregierung muss alles daransetzen, geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden. Das fordern die dbb frauen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.
„Im Schatten der Pandemie, in der es immer wieder zu Ausgangsbeschränkungen kam, wurden mehr Frauen und Mädchen Opfer häuslicher Gewalt. Dabei sollten die eigenen vier Wände eigentlich ein Ort der Geborgenheit sein. Das muss uns als Gesellschaft alarmieren. Die künftige Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag deutlich formuliert, gegen sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt vorgehen zu wollen. Das ist ein wichtiger Schritt, jetzt brauchen wir die entsprechenden Gesetze“, erklärte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2021.
Allem voran müssten laut Kreutz die Finanzierung der Frauenhäuser nachhaltig gesichert und Beratungsstellen flächendeckend ausgebaut werden. Darüber hinaus treten die dbb frauen für eine bessere fachliche und materielle Unterstützung sowie Vernetzung relevanter Berufsgruppen im öffentlichen Dienst ein: „Unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Polizei, in Krankenhäusern, Gesundheits- und Jugendämtern, Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen leisten alle wertvolle Beiträge im Bereich der Gewaltprävention und Opferschutz. Um aber effektiver gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu können, muss Opferschutz ganzheitlich und weniger punktuell gedacht werden. Dafür müssen unsere Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst besser untereinander vernetzt werden und gezielte und kontinuierliche Aus- und Fortbildungen erhalten.“
Zunehmend Sorge bereitet Kreutz auch das Problem von Gewalt gegen Frauen und Mädchen im Netz. „Digitale Gewalt kommt in vielen Formen daher – Stalking, Hasskommentare, Drohungen, die Erstellung von Fake-Profilen. Das Ausmaß ist erschreckend. Jede zweite Frau hat so etwas schon erlebt und die damit verbundenen psychologischen Effekte sind nicht zu unterschätzen. Helfen kann dagegen nur ein striktes Vorgehen der zuständigen Behörden“, mahnte Kreutz.
Zwar seien Polizei und Justiz durch das im Frühjahr 2021 in Kraft getretene Gesetzespaket gegen Hass und Hetze im Internet in ihrer Handlungsfähigkeit gestärkt worden, die Wirkung der nationalen Gesetzgebung verpuffe jedoch im internationalen Kontext. Allein auf Facebook sei laut der unabhängigen Organisation Hate Aid, die Betroffene von digitaler Gewalt berät, jeder dritte gemeldete offensichtlich illegale Kommentar nicht entfernt worden. „Wir haben es hier mit einem internationalen Problem zu tun, das nur gemeinsam mit anderen Staaten gelöst werden kann. Dazu müssen wir auf europäischer Ebene ansetzen. Mit Blick auf den Verhaltenskodex zur Bekämpfung illegaler Hassreden im Internet, den die EU-Kommission gemeinsam mit Facebook, Microsoft, Twitter und Youtube eingeführt hat, wurde deutlich, dass die Herausforderungen im Zusammenhang mit Hass im Internet umfassender angegangen werden müssen. Der aktuelle Entwurf zur EU-Richtlinie über digitale Inhalte ist hier ein guter Anfang, allerdings noch nicht weitreichend genug.“
Hintergrund
Laut einer Länder-Befragung der Welt am Sonntag hatte die Polizei 2020 gut 6 Prozent mehr Betroffene häuslicher Gewalt als im Vorjahr registriert. Demnach stieg die offizielle Zahl der Betroffenen auf 158.477. Von einer deutlich höheren Dunkelziffer sei jedoch auszugehen. Auch das bundesweite Hilfetelefon bestätigte diese Entwicklung. Dort gingen im vergangenen Jahr 15 Prozent mehr Anfragen ein als noch 2019. Laut der Kriminalstatistischen Auswertung Partnerschaftsgewalt, die am 23. November vom BMFSFJ vorgestellt wurde, nahmen die Fälle von Gewalt in bestehenden und ehemaligen Partnerschaften 2020 ebenfalls zu, im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent. Die Zahl der Gewaltopfer in Partnerschaften stieg um 4,4 Prozent von 141.792 Opfern im Jahr 2019 auf 148.031 Opfer im Jahr 2020. Überwiegend betroffen sind Frauen, die 80,5 Prozent der Opfer ausmachen.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/frauen-besser-vor-gewalt-schuetzen-auch-im-internet.html
07.10.2021
Einkommensrunde: Entgelte rauf – Belastung runter: dbb frauen fordern 5 Prozent mehr für Landesbeschäftigte
Einen Tag vor dem Start der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Länder haben weibliche Beschäftigte des öffentlichen Dienstes für höhere Löhne demonstriert.
„Entgelte rauf – Belastung runter: Nach zwei Jahren Krisenbewältigung mit unvorhersehbarem Ausgang erwarten wir echte Wertschätzung für die Arbeit der Beschäftigten im Landesdienst. Und das muss sich vor allem in der Bezahlung niederschlagen: 5 Prozent mehr – mindestens aber 150 Euro sind gerecht", machte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz am 7. Oktober 2021 bei einer Kundgebung vor der Geschäftsstelle der Tarifgemeinschaft deutscher Länder in Berlin deutlich.
Ein positiver Ausgang der Einkommensrunde würde, so Kreutz, vor allem den Frauen zugutekommen, die die Hauptlast der Pandemiebewältigung getragen hätten: „Knapp 60 Prozent der Beschäftigten im Landesdienst sind Frauen. In den Schulen machen Frauen sogar 70 Prozent der Beschäftigten aus. Viele von ihnen haben sich bei der Gestaltung des Unterrichts unter Pandemiebedingungen alleingelassen gefühlt. Die gesellschaftliche Anerkennung ihrer Arbeit hinkt ihrem Wert deutlich hinterher", betonte Kreutz. Jetzt sei es an den Arbeitgebenden, zu danken und Versäumtes wieder gut zu machen: „Die Gerechtigkeitslücken müssen geschlossen werden, indem wir die Löhne aufstocken – und zwar deutlich."
dbb Tarifchef Volker Geyer sieht die stichhaltigen Argumente auf der Seite der Gewerkschaften, wenn die Verhandlungen am 8. Oktober in Potsdam starten: „In den Krankenhäusern haben viele Fachkräfte dem öffentlichen Dienst während der Pandemie den Rücken gekehrt. Und auch in vielen anderen Bereichen war die Arbeitsbelastung besonders hoch, und die Anerkennung durch den Arbeitgeber hat hier oftmals mit den Belastungen nicht Schritt gehalten. Die TdL muss also wissen: Die Enttäuschung der Beschäftigten, dass die TdL jetzt sogar Verschlechterungen will und zu echter Wertschätzung nicht bereit zu sein scheint, ist riesengroß. Und ich kann die Kolleginnen und Kollegen gut verstehen!", rief Geyer den Demonstrierenden zu. Die Arbeitgebenden der Länder hätten keine Wahl, wenn sie nicht weiter über Personalmangel klagen wollen: „Die anstehenden Verhandlungen sind eine große Chance für die Länder, das Vertrauen ihrer Beschäftigten zurückzugewinnen. Wir erwarten morgen ein Angebot mit Substanz und ergebnisorientierte Verhandlungen."
Hintergrund
Am 8. Oktober 2021 starten in Berlin die Verhandlungen für den Tarifvertrag der Länder (TV-L). Davon sind 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte der Bundesländer (außer Hessen, das eigene Verhandlungen führt) direkt betroffen sowie indirekt ca. 1,4 Millionen Beamtinnen und Beamte der entsprechenden Länder und Kommunen. Die zweite und dritte Verhandlungsrunde finden am 1./2. November 2021 und am 27./28. November 2021 in Potsdam statt.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/entgelte-rauf-belastung-runter-dbb-frauen-fordern-5-prozent-mehr-fuer-landesbeschaeftigte.html
06.10.2021
Europäischer Tag der pflegenden Angehörigen - Lohnersatzleistung für Pflegende muss kommen
Die Situation für pflegende Angehörige muss dringend verbessert werden, fordert dbb Chef Ulrich Silberbach gemeinsam mit dbb frauen und dbb senioren.
„In einem sind sich alle Parteien einig: Ein ‚Weiter so‘ soll es nicht geben. Das muss auch uneingeschränkt für die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung gelten“, machte Ulrich Silberbach am 6. Oktober 2021, Europäischer Tag der pflegenden Angehörigen, deutlich. Der scheidenden Regierung attestierte Silberbach, eine wichtige Chance vertan zu haben. „Anstatt sich die nötige Zeit für eine umfassende Reform der Pflegeversicherung zu nehmen, haben sich die Verantwortlichen mit kosmetischer Detailarbeit aus der Affäre gezogen. Die künftigen Koalitionspartner haben jetzt die Gelegenheit, alles richtig zu machen und endlich diejenigen, die die Hauptlast der Pflege in unserer Gesellschaft tragen, ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Und das sind vor allem Frauen, die ihre Angehörigen privat pflegen.“
Als Mitglied im Beirat zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf hatte sich der dbb gemeinsam mit zahlreichen weiteren Verbänden und Interessenvertretungen eingebracht und konkrete Vorschläge für eine Lohnersatzleistung im Pflegefall vorgelegt. „Neben der Aufstockung der Betreuungsplätze in der Kurzzeitpflege muss endlich auch die Lohnersatzleistung für Pflegezeiten eingeführt werden“, forderte Silberbach.
dbb senioren: Pflegezeiten in der Alterssicherung besser anrechnen
Wer Angehörige pflegt, soll in der Alterssicherung bessergestellt werden, fordern die dbb senioren. „Für viele bedeutet ein Pflegefall in der Familie auch heute noch ein Alter in Armut. Und das betrifft vor allem Frauen, die mehr als 70 Prozent der Hauptpflegepersonen ausmachen. Sie stecken beruflich zurück, arbeiten lange in Teilzeit oder geben ihre Jobs sogar ganz auf, um Kinder, Kranke oder Alte zu pflegen. Das dürfen wir als Gesellschaft nicht länger tolerieren. Pflegezeiten müssen sich stärker als bisher renten- und versorgungserhöhend auswirken“, erklärte Dr. Horst-Günther Klitzing, Vorsitzender der dbb senioren. Die bisherigen Maßnahmen zur Abmilderung der Pflegelast reichten bei weitem nicht aus. „Die Möglichkeit, Versicherungsbeiträge je nach Pflegegrad an die Rentenversicherung abzuführen, ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisierte Klitzing.
dbb frauen: Gender Care Gap schließen
Vor allem Frauen, die die Hauptlast der privaten Pflege tragen, kann eine Lohnersatzleistung für Pflegezeiten entlasten, betonten auch die dbb frauen. „Einen Pflegefall kann man nicht planen wie eine Babypause. Man weiß nie, wann es einen trifft und für wie lange die Pflegesituation anhält. Sicher ist nur, wenn es einen trifft, dann muss alles sehr schnell gehen. Eine staatlich geförderte Auszeit in Form einer Lohnersatzleistung nach dem Vorbild des Elterngeldes verschafft Planungssicherheit und schützt viele Pflegende vor dem finanziellen Ruin“, erklärte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz.
Von der künftigen Regierung forderte Kreutz zudem eine nachhaltige Strategie zur fairen Verteilung der familiären Sorgelasten. „Wir müssen Care-Arbeit entstigmatisieren. Auch für Männer muss es einfacher werden, Eltern- und Pflegezeiten in Anspruch zu nehmen und in Teilzeit zu arbeiten, wenn Angehörige ihre Unterstützung benötigen. Das kann nur durch einen gesellschaftlichen Wandel gelingen.“ Aber auch die Arbeitgebenden dürfen sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. „Jeder Arbeitgebende hat es selbst in der Hand und kann für seine Beschäftigten ein familienorientiertes Arbeitsklima schaffen – mit guten Arbeitsschutzregelungen, familiengerechten Entwicklungsmöglichkeiten und familienfreundlichen Arbeitszeiten. Der öffentliche Dienst muss hier mit gutem Beispiel vorangehen“, forderte Kreutz.
Hintergrund
Rund 3,4 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Drei Viertel von ihnen werden zu Hause versorgt, davon 1,76 Millionen in der Regel allein durch ihre Angehörigen. Derzeit gehen Berechnungen von etwa 4,8 Millionen pflegenden Angehörigen aus. Davon sind rund 2,5 Millionen Menschen erwerbstätig. Sie müssen Pflege und Beruf gleichzeitig schultern. Mehr als 70 Prozent der Hauptpflegepersonen sind Frauen, die sich oft auch parallel um die Kinderbetreuung kümmern. Pflegende Angehörige sind damit die größte Pflegesäule in Deutschland.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/lohnersatzleistung-fuer-pflegende-muss-kommen.html
28.09.2021
Bundestagswahlen 2021 - Chance für gleichstellungspolitischen Aufbruch ergreifen
Die dbb frauen drängen auf eine schnelle und zielführende Regierungsbildung. Die sich bietende Chance für einen gleichstellungspolitischen Aufbruch muss gezielt genutzt werden.
„Die Wählerinnen und Wähler haben sich gegen ein politisches ‚Weiter so' entschieden. Die Gewinnerinnen und Gewinner der Bundestagswahlen sind jetzt am Zug, die ihnen gebotene Chance für einen schnellen und nachhaltigen Neustart zu nutzen. Gleichstellungspolitische Themen dürfen den Koalitionsverhandlungen nicht zum Opfer fallen“, machte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb frauen, am 28. September 2021 deutlich.
Auch frauen- und gleichstellungspolitisch sei das Land in Aufbruchstimmung. „Die Bürgerinnen und Bürger haben ihre Stimmen vor allem jenen Parteien gegeben, die progressive Vorschläge im Bereich der Frauen- und Familienpolitik vorgelegt haben. Die Parteien, die jetzt einen Anspruch auf Regierungsverantwortung erheben, sind in der Pflicht, diese Versprechen in lebendige Politik zu verwandeln. Dazu gehört auch ein paritätisch besetztes Kabinett", so die dbb frauen Chefin.
Angesichts des niedrigen Frauenanteils im neugewählten Bundestag mahnte Kreutz gleichstellungsfördernde Reformen als unausweichlich an: „Mit voraussichtlich 735 Abgeordneten wird der Bundestag so groß sein wie nie zuvor. Und dennoch ist nur gut jeder dritte Sitz im Parlament mit einer Frau besetzt. Wir brauchen eine echte Wahlrechtsform und dabei muss die Parität eine Rolle spielen. Es kann nicht sein, dass wir bei dieser Wahl nur knapp an einer Zweidrittelmehrheit für Männer im Bundestag vorbeigeschlittert sind. Wir können nicht weiterhin die Hälfte der Bevölkerung dieses Landes ausgrenzen, wenn es darum geht, nachhaltige Lösungen für Problemstellungen zu finden, die uns alle betreffen."
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/chance-fuer-gleichstellungspolitischen-aufbruch-ergreifen.html
03.09.2021
Bundestagswahlen 2021 - Digitalisierung: dbb frauen fordern Zukunftsplan
Digitalisierung und Gleichstellung müssen nach Auffassung des dbb und der dbb frauen Hand in Hand gehen. Dafür muss der öffentliche Dienst zum Innovationstreiber ausgebaut und das Mitbestimmungsrecht angepasst werden.
„Die Corona-Krise hat der Digitalisierung der Verwaltung einen enormen Schub verpasst. Diesen müssen wir nutzen, um die Versäumnisse der letzten Jahre aufzuholen“, stellte Milanie Kreutz, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 3. September 2021 auf der Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung in Berlin fest.
Vor allem, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, müsse jetzt Tempo gemacht werden. „Die digitalisierte Verwaltung hat Frauen so viel mehr zu bieten als nur Homeoffice“, gab Kreutz zu bedenken. „Führen in Teilzeit und Führen aus der Ferne sind bewährte Konzepte für familienfreundliches und flexibles Arbeiten, die mit Hilfe digitaler Arbeitsmittel in die Breite getragen werden müssen. Aber auch Empathie trotz Distanz und eine kontinuierliche Kommunikationsentwicklung gehören als zentrale Elemente der Führungskultur im öffentlichen Dienst dazu. Gleichzeitig müssen die neuen Arbeitsweisen unter Berücksichtigung der Diskriminierungsfreiheit in den Leistungskriterien und der Leistungsbewertung abgebildet werden.“
Mit Blick auf die Bundestagswahlen forderte Kreutz die Parteien auf, einen gleichstellungsorientierten Zukunftsplan für die Digitalisierung aufzustellen, in dem die Verwaltung als Innovationstreiber eingepreist wird: „In der digitalisierten Arbeitswelt gibt es viele innovative Ideen, die von der Politik mitbegleitet und ausgewertet werden müssen. Der öffentliche Dienst sollte erste Anlaufstelle der Politik für digitale Experimentierräume sein.“
Angesichts der zunehmend hybriden Ausrichtung der Verwaltungsarbeit muss laut dem dbb Bundesvorsitzenden Ulrich Silberbach vor allem auch das Mitbestimmungsrecht deutlich nachgeschärft werden: „Die Zulassung der elektronischen Kommunikation zwischen Personalrat und Dienststelle, die Verstetigung der Option zur Durchführung von Video- und Telefonkonferenzen und die Einfügung eines Mitbestimmungsrechts bei der Einführung von Telearbeit und mobiler Arbeit im neuen Bundespersonalvertretungsgesetz allein geben keine hinreichende Antwort auf die großen Herausforderungen der Digitalisierung. Weitere Schritte sind erforderlich, wie etwa bei der Einbindung der Personalvertretungen bei Fragen des Einsatzes von künstlicher Intelligenz bis hin zur Einräumung eines echten digitalen Zugangsrechts der Gewerkschaften zu den Beschäftigten. Letzteres ist vor dem Hintergrund neuer Arbeitsformen zur Wahrnehmung des im Grundgesetz verankerten Grundrechts auf koalitionsmäßige Betätigung zwingend erforderlich.“
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/digitalisierung-dbb-frauen-fordern-zukunftsplan.html
18.08.2021
Aus weiblicher Perspektive
Der Bundestagswahlkampf geht in die heiße Phase. Wer am 26. September 2021 die meisten Stimmen erhält und mit der Regierungsbildung beauftragt wird, ist bisher noch nicht abzusehen. Entscheidend für den Ausgang der Wahlen sind die Stimmen der wahlberechtigten Frauen, denn im September dieses Jahres sind zwei Millionen mehr Frauen als Männer wahlberechtigt. |
Bereits Anfang des Jahres hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung eine spannende Analyse zum Wahlverhalten der Deutschen für die anstehenden Bundestagswahlen herausgegeben. Darin zeigt sich deutlich: Wer die Wahl gewinnen möchte, muss um die Stimmen der weiblichen Wähler buhlen. Denn in allen Altersgruppen unter 60 Jahren gehen Frauen etwas häufiger zur Wahl. Lediglich bei den ab 70-Jährigen ist die Wahlbeteiligung der Männer deutlich höher als bei den Frauen. Quelle: https://www.dbb-frauen.de/fileadmin/user_upload/dbb_frauen/pdfs/frauen-im-dbb/2021/frauenimdbb_2104.pdf |
08.07.2021
Bundesstiftung Gleichstellung - Wichtiges Versprechen endlich eingelöst
Lieber spät als nie: Die Bundesstiftung Gleichstellung hat am 7. Juli 2021 ihre Arbeit aufgenommen - und kann nun unter anderem Engagierte für die Gleichstellung vernetzen und unterstützen.
„Wir freuen uns, dass die Bundesregierung dieses wichtige Versprechen endlich einlöst“, betonte dbb frauen-Chefin Milanie Kreutz. „Wir hätten uns mit Blick auf die gleichstellungspolitischen Folgen der Coronakrise jedoch eine frühere Umsetzung gewünscht.“ Während der Pandemie sei das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen noch sichtbarer als zuvor geworden.
Nun gelte es, die Folgen der Krise für die Gleichstellung der Geschlechter gemeinsam zu meistern. „Das Potenzial der Gleichstellungsstiftung ist groß“, erklärte Kreutz. Sie könne durch wissenschaftliches Arbeiten, Systematik und Struktur viel bewirken. „Erfolgreich kann sie letzten Endes jedoch nur sein“, so die dbb frauen-Chefin weiter, „wenn auch zivilgesellschaftliche Akteure und Akteurinnen rechtzeitig und umfassend in die Stiftungsarbeit eingebunden werden.“
Hintergrund
Die Bundesstiftung Gleichstellung wurde von der Bundesregierung auf den Weg gebracht, um die Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland zu stärken und fördern. Die Stiftung mit Sitz in Berlin wurde im Mai 2021 als rechtsfähige bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts errichtet.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/wichtiges-versprechen-endlich-eingeloest.html
12.05.2021
Kongress "Digitaler Staat" - Neues Verständnis von digitaler Führungskultur entwickeln
Ein neues Verständnis von Führung ist laut dbb frauen Chefin Milanie Kreutz die Basis, um digitales Arbeiten im öffentlichen Dienst auch für weibliche Beschäftigte zum Erfolgsmodell zu machen.
„Mobile Arbeit hat immenses Potenzial sowohl für Dienstherren als auch für Beschäftigte. Aber ohne verbindliche betriebliche Regelungen, die einen rechtssicheren Rahmen und gesunde Arbeitsbedingungen garantieren, stellt es signifikante Herausforderungen für Beschäftigte dar", machte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz auf dem Behördenspiegelkongress „Digitaler Staat" am 12. Mai 2021 im Fachforum Digitales Arbeiten und Leadership 4.0 deutlich.
Insbesondere für die vielen weiblichen Beschäftigten sei digitales Arbeiten die große Chance, zusätzliche Flexibilität, neue Freiheiten und mehr Souveränität im Umgang mit der eigenen Arbeitszeit zu gewinnen. „Viele hochqualifizierte Frauen entscheiden sich bewusst für den öffentlichen Dienst, gerade weil sie ihre berufliche Karriere in Einklang mit dem Familienleben bringen wollen. Und auch immer mehr Männer schreiben die sogenannte Work-Life-Balance groß. Dafür brauchen wir passende Rahmenbedingungen wie etwa verbindliche Arbeitszeitregelungen und moderne technische Ausstattung. Vor allem aber ist ein neues Verständnis von digitaler Führungskultur gefragt. Diese muss ergebnisorientiert angelegt sein. Aufgaben müssen arbeitsteilig organisiert, Teams aus der Ferne gesteuert und effiziente Kommunikationsstile gefördert werden", stellte Kreutz heraus.
Die sogenannte ‚Vertrauensarbeitszeit‘ bringe sicherlich Vorteile mit sich, aber – entgegen der landläufigen Meinung – primär für Arbeitgebende und nicht für Beschäftigte. „Wir müssen die rigide Stechuhr-Mentalität zwar durchbrechen", so die dbb frauen Chefin, „aber wir müssen uns auch Gedanken über eine faire und transparente Arbeitszeiterfassung machen. Ein entsprechendes Urteil vom Europäischen Gerichtshof macht das sogar zur Pflicht."
Darüber hinaus mahnte Kreutz wiederholt die Notwendigkeit an, im Zuge der Verwaltungsmodernisierung auch das Leistungsbewertungssystem und die Beförderungssystematik zu reformieren, um bekannte Einfallstore für geschlechterspezifische Diskriminierung gezielt zu schließen.
Quelle: https://www.dbb-frauen.de/artikel/neues-verstaendnis-von-digitaler-fuehrungskultur-entwickeln.html